Donnerstag, 22. November 2012

Schatz, wir müssen reden...

"Das Achtelfinale erreichen - egal wie." So lautete der fromme Wunsch von Uli Hoeneß vor dem Spiel der Bayern in Valencia. Und sein Wunsch wurde erhört. Egal sollte es den Bayern aber trotzdem nicht sein, wie sie sich in Valencia gegen eine lange in Unterzahl spielende Mannschaft quälten. Es war nicht das erste Spiel in den vergangenen Wochen, in dem die Bayern nicht gut aussahen.

Alle drei deutschen Vereine stehen seit gestern im Achtelfinale der Champions League, pure Freude herrscht dabei aber nur bei Borussia Dortmund, deren Formkurve seit Wochen steil nach oben zeigt und die vorallem in der Champios League spielerisch überzeugend agierten. Gegen Amsterdam zeigte der BVB, dass er die Naivität der vergangenen beiden Saison abgelegt hat und auch clever und abgezockt siegen kann.

Tristesse trotz Achtelfinaleinzug

Bei den Bayern dagegen herrscht dagegen schon fast Tristesse. Aber warum eigentlich? Sind es die Erinnerungen an den vergangenen November, die Verantwortliche und Umfeld so nervös werden lassen? So wirklich rational erklären lässt sich die schlechte Stimmung nämlich nicht.

Ein 1:1 in Valencia ist kein Beinbruch, wie Jupp Heynckes zu Recht bemerkte. Zudem steht man wie gesagt bereits sicher im Achtelinale und kann mit einem Heimsieg am letzten Gruppenspieltag gegen BATE Borrisow aus eigener Kraft den Gruppensieg unter Dach und Fach bringen.

Ein Kantersieg war jedoch auch nicht zu erwarten. Erstens ist Valencia nicht so schlecht, wie es einen die Medien im Vorfeld gerne glauben machen möchten (siehe das Interview von Christian Ortlepp mit Uli Hoeneß am Spieltag) und zweitens hat der FC Bayern in dieser Saison lediglich zu Hause überzeugt.

Der Mainstream feiert nur Sieger

Die Reaktionen zeigen jedoch einmal mehr, dass sich Art und Ton der Situationsbetrachtung im Fußball - und insbesondere bei den Bayern - nach den Ergebnissen richten. Negative Aspekte werden, solange der Erfolg stimmt, medial ausgeblendet. Ich habe - und damit stellvertretend für viele abseits des Mainstreams - auf die wenig überzeugenden Leistungen in der Liga hingewiesen und darauf, dass oft nur Kleinigkeiten dafür verantwortlich sind, wer am Ende den Platz als Verlierer oder Gewinner verlässt.

Nach den beiden Unentschieden gegen Nürnberg und Valencia richtet sich nun auch das mediale Spotlight auf die Tatsache, dass nicht alles rund ist was rund scheint beim Rekordmeister. Über die Gründe wird sich jedoch meist ausgeschwiegen - ich hoffe intern ist das anders.

Wo liegen die Gründe für die maue Vorstellung in Valencia? Nach dem Ergebnis des Spiels zwischen BATE und Lille standen beide Teams schon vor dem Anpfiff als Achtelfinalteilnehmer fest. Gut möglich, dass den Bayern dadurch der letzte Funken Motivation gefehlt hat. Mein Einschätzung (die ich weiterhin vertrete), dass sich die Bayern am Samstag gegen Nürnberg für dieses Spiel geschont haben, wird dadurch nicht entkräftigt, weil die Ausgangslage zum Zeitpunkt des Nürnberg-Spiels eine wesentlich kritischere und der Sieg Lilles nicht absehbar war.

Bayern nutzen Überzahl erneut nicht aus

Was jedoch nicht so einfach zu erklären ist, ist wieso es den Bayern zum zweiten Mal in Folge nicht gelang eine zahlenmäßige Überlegenheit in Tore - oder zumindest nicht Gegentore - umzumünzen. Gegen Nürnberg spielte man rund 20 Minuten in Überzahl, gegen Valencia sogar über eine Stunde. Der Ertrag dabei war beide Male mager.

Gegen Nürnberg konnte man es noch dadurch erklären, dass sich die Franken nach dem Platzverweis dem Spiel verweigerten und nur noch defensiv agierten. Gegen Valencia änderte sich an der Ausrichtung des Gegners jedoch wenig, weil die Spanier von Anfang an auf ihre Konterstärke setzten.

Hirnlose Hereingaben und elende Eckbälle

Problem, die ich bereits seit Wochen im Spiel der Bayern sehe, traten auch im Spiel gegen Valencia wieder deutlich ans Licht. Die Hereingaben sind größtenteils völlig planlos. Es ist nicht zu erkennen, dass dem Ablauf dieser Situationen irgendein trainierter Ablauf innewohnt. Meine Hoffnungen liegen in dieser Sache auf der Rückkehr von Mario Gomez.

Gomez scheint im Vergleich zu Mario Mandzukic der bessere Verwerter für die flachen Hereingaben - vorallem auf den kurzen Pfosten - zu sein. Diese Saison haben wir kaum Tore nach diesem Schema erzielt. Beinahe bezeichnend, dass ausgerechnet Gomez der Vorbereiter des Ausgleich war. Nach einer halbhohen Hereingabe.

Erneut müssen hier auch die Eckbälle angesprochen werden: Jeder Ecke brachte Gefahr - nur leider nicht für das Tor der Spanier. Zwei Szenen fand ich dabei bemerkenswert: In der ersten täuscht Toni Kroos erst die Ausführung der Ecke an und verzögert dann so lange bis alle Bayernspieler in der Mitte wieder stehen. Anschließend beschwerte sich Dante lauthalts.

Die zweite Szene nach rund einer Stunde: Schweinsteiger führt die Ecke kurz aus und spielt David Alaba an, der sich an der Strafraumkante anbietet. Alle Bayernspieler sind bereits wieder aus der Bewegung. Alaba wartet gefühlte 10 Sekunden mit dem Ball am Fuß auf eine Option, bevor er den Ball dann zurück an die Mittellinie zu Philipp Lahm spielt. Es sind Szenen, die den Verdacht in mir nähren, dass der FC Bayern trotz seiner zahlreichen kopfballstarken Spieler keinerlei Konzept für die Eckbälle zu haben scheint.

Mangel an Distanzschüssen

Ebenso unverständlich ist für mich der Mangel an Abschlüssen aus der Distanz. In den ersten Spielen haben wir so zahlreiche gefährliche Situationen und Tore heraufbeschworen. Gegen Valencia kam man regelmäßig in gute Schusspositionen, aber der erste Distanzschuss war erst in der 85. Minute zu verzeichnen. Unverständlich.

Nochmal: Nicht das Ergebnis des Spiels ist dabei das Problem - den vorzeitigen Gruppensieg hat man nicht in Valencia sondern in Borissow verspielt - sondern die Tatsache, dass es durch Missstände zustande kommt, die sich bereits seit einigen Spielen ständig wiederholen.

Ich bin aber Realist und weiß, dass eine Mannschaft nicht 50 Spiele auf dem höchsten Niveau spielen kann. Nicht jedes Spiel ist ein Fest und das muss es auch nicht sein.

Ich  gehe also mit Uli Hoeneß und bin zufrieden, dass das Achtelfinale "egal wie" erreicht wurde.


Michael Stricz


Montag, 19. November 2012

Der zweitschwerste Job Deutschlands

"Ich denke, dass der Trainer des FC Bayern den zweitschwersten Job in Deutschland hat, nach der Bundeskanzlerin." Diese Aussage stammt von einem, der es wissen muss, Jupp Heynckes ist schließlich Trainer des FC Bayern. Wie aktuell dieser Befund ist, zeigte der Punktverlust gegen Nürnberg.

Dabei begann alles so gut: Nach einem Ballverlust der Nürnberger und anschließendem Luftloch von Javier Pinola bediente Toni Kroos Mario Mandzukic, der bereits in der 3. Minute zum 1:0 einschob.

Und Heynckes? Der freute sich und dachte sich wohl in diesem Moment: So kann es weitergehen. Rund 15 Minuten taten ihm seine Schützlinge diesen Gefallen.

Kraut-und-Rüben-Kick

Der Rest des Spiels ist jedoch mit Kraut-und-Rüben-Kick noch wohlwollend umschrieben. Hektische unkontrollierte Pässe in die Spitze, mit denen die vordere Reihe der Bayern fast nie etwas anfangen konnte. Dazu viele Unkonzentriertheiten.

Mag sein, dass die Nürnberger durch Fouls dazu beitrugen den Spielfluss der Bayern zu zerstören, aber das alleine darf als Erklärung nicht ausreichen. Eine Spitzenmannschaft darf nicht so leicht aus dem Konzept zu bringen sein. Wenn man jedoch von vornerein keine wirkliche Lust auf das Spiel hatte, dann genügt das.

Rotation als Faktor, aber auch der Stamm enttäuscht

Die Rotation trug möglicherweise einen Teil dazu bei, aber auch dann dürfen solche Fehler wie vor dem 1:1 durch Markus Feulner nicht passieren. Toni Kroos agierte in dieser Szene zu lässig - nicht das einzige Mal innerhalb des Spiels. Möglicherweise war er auch nach seiner Krankheit unter der Woche noch nicht in der Lage 90 Minuten zu spielen.

Das führt uns zum ersten einer Reihe von Problemen:

Der FC Bayern hat nach der frühen Führung zu früh versucht das Spiel mit halber Kraft über die Runden zu bringen.

Jupp Heynckes hat es mit den Wechseln nicht geschafft das Momentum des Spiels zu Gunsten der Bayern zu kippen.

Die Reservisten enttäuschten durch die Bank, aber bekamen auch keine Unterstützung von den Stammkräften.

Schonung für Valencia?

Die Addition dieser Faktoren wirkte wie ein tödliches Gift und sorgte letztendlich für das schlechteste Spiel dieser Saison und dafür, dass der FC Bayern mit einem Punkt gut bedient war.

Es ist auch nicht das erste Mal, dass der FC Bayern, gerade wenn die Champions League vor der Türe steht, nach einer Führung zu früh den Fuß vom Gas nimmt. Kommt der Gegner dann irgendwann zum Ausgleich fällt es den Bayern schwer den Schalter wieder umzulegen.

Die Aufgabe des Trainers ist es, so etwas von außen zu korrigieren. Dies versuchte Jupp Heynckes mit den frühen Einwechslungen von Philipp Lahm und Javier Martinez. Gelungen ist ihm dies jedoch nicht. Lahm agierte zwar besser als Rafinha, aber auch er konnte das Steuer nicht mehr herumreißen. Javier Martinez war nach der langen Länderspielreise ebenfalls nicht im Vollbesitz seiner Kräfte.

Fußball ist manchmal Mathematik

Gegen die mittlerweile in Unterzahl spielenden Gäste brachte Heynckes dann Claudio Pizarro für Mario Mandzukic - für viele unverständlich, auch für mich. Heynckes scheute das Risiko gegen tiefstehende Nürnberger auf zwei Spitzen umzustellen und damit möglicherweise in einen Konter zu laufen. Lieber einen Punkt mitnehmen anstatt das Risiko einzugehen zu verlieren.

Gehen wir davon aus, dass es nur die Möglichkeit gibt entweder alle drei Punkte oder keine  mitzunehmen und klammern alle Fälle aus, in denen es trotz der offensiveren Ausrichtung bei einem Unentschieden bleibt. Und gehen wir davon aus, dass der FC Bayern genauso oft in Folge Umstellung das entscheidende Tor schießt, wie sie ein Gegentor kassieren. Was aufgrund der spielerischen Klasse der Bayern konservativ ist.

Simple Mathematik: In 50% der Fälle gewinnt der FC Bayern drei Punkte, in 50% der Fälle verliert der FC Bayern das Spiel und steht mit leeren Händen da. Macht im Schnitt 1,5 Punkte.

Aber Heynckes ist eben kein Mathematiker. Er ist Trainer des FC Bayern.  Und manchmal ist dies eben ein verdammt schwerer Job.

Michael Stricz

Mittwoch, 14. November 2012

Ein Wechsel mit Folgen, auch für den FC Bayern

An neue Vereinsfarben muss sich Klaus Allofs nicht gewöhnen. Auch nach seinem Wechsel von Bremen nach Wolfsburg  bleibt er ein Grün-Weißer. Das ist aber auch schon die einzige Konstante des Wechsels. Ansonsten wird sein neuer Arbeitsplatz so ziemlich das Gegenteil von jenem sein, den er seit 13 Jahren in Bremen innehatte. Mit Folgen für die Liga.

Gerade mal eine Woche von den ersten Gerüchten bis zum Vollzug, selten ging ein Wechsel innerhalb der Liga so schnell über die Bühne, was den Verdacht nahelegt, dass es bereits Vorarbeit gab. Unbestätigt natürlich bisher,auch die Pressekonferenz gab darüber bisher keinen Aufschluss.

Allofs Wechsel könnte die Kräfte in der Liga  neu ordnen

Nicht nur der Wechsel selbst wirft Fragen auf, auch die Folgen für die beiden Vereine sind hochinteressant. Es ist ein Wechsel, der die Kräfteverhältnisse der Liga neu ordnen könnte und damit auch den FC Bayern betrifft.

Klaus Allofs ist ein sehr guter Bundesliga-Manager, der an seinem neuen Arbeitsplatz, zumindest was das Finanzielle betrifft, traumhafte Bedingungen vorfinden wird. Mit dem VW Konzern im Rücken verfügt der VfL Wolfsburg über eine finanzielle Zugkraft, die Allofs in seiner Zeit bei Werder Bremen - trotz jahrelanger Teilnahme am internationalen Geschäft und teuren Verkäufen wie Mesut Özil, Diego oder Johann Micoud - nie hatte.

Allofs findet traumhafte Strukturen vor

Den geringen finanziellen Möglichkeiten zum Trotz, leistete Allofs allgemein anerkannt sehr gute Arbeit. In den letzten Monaten gab es zwar zunehmend Kritik, aber ich bin der Ansicht, dass die Verbesserungen des Kaders (de Bruyne, Elia, Selassie, Sokratis ...), trotz des damit eingefahrenen Millionen-Minus notwendig waren.

Albern die Frage, ob Geld eine entscheidende Rolle bei dem Wechsel gespielt hat. Natürlich hat es das! Allofs winkt nicht nur die Verdopplung seines Gehalts auf angeblich 3 Millionen Euro, sondern vorallem hat er endlich die finanziellen Möglichkeiten, die er sich bei Bremen nie erträumen konnte.

Der VfL Wolfsburg verfügt bereits über ein Stadion  (zugegeben kein besonders großes oder schönes), der Verein hat eine gute Infrastruktur und zudem eine Mannschaft deren Marktwert deutlich über dem der Bremer liegt (ca. 110 Millionen/ Bremen ca. 82 Millionen). Zudem kommt es zu einem Wiedersehen mit den beiden Brasilianern Diego und Naldo, die unter Allofs ihre wohl beste Zeit hatten.

Schaafs und Allofs bald wieder vereint?

Das gerade erst gesprengte Achse zwischen Allofs und Trainer Thomas Schaaf könnte zudem bereits in Kürze wieder vereint sein. Schaaf scheint zumindest eine Überlegung als neuer Trainer in Wolfsburg zu sein. Aber auch mit Lorenz Günther Köstner, dem aktuellen Interimstrainer, wird mit Wolfsburg zu rechnen sein.

Die Liga muss sich mit diesem Transfer auf neue Kräfteverhältnisse einstellen. Seit dem Meisterschaftsgewinn 2008/2009 hat der VfL Wolfsburg keine wirklichen Kracher mehr auf dem Transfermarkt landen können.

Dieter Hoeneß war bei der Verstärkung der Meistermannschaft ebenso erfolglos wie Felix Magath. Statt qualitativ hochwertig nachzukaufen, wurden Leistungsträger wie Edin Dzeko oder Grafite beinahe ersatzlos abgegeben. Der Rest der verbliebenen Meistermannschaft konnte nie an die Leistungen der Meistersaison anknüpfen. Dazu kamen teure Flops, wie der Däne Simon Kjaer oder Christian Träsch.

Mit "Ausmister" Allofs wieder als Bayernjäger etablieren

Mit Allofs könnte Wolfsburg nun wieder an erfolgreichere Zeiten anknüpfen. Er bringt die Vernetzung, das Wissen und das Gespür dafür mit, wie man eine Bundesligamannschaft sinnvoll verstärkt. Seine erste Aufgabe wird aber wohl darin bestehen den aufgeblähten Kader (35 Spieler) zu reduzieren.

Mittelfristig wird Allofs den VfL Wolfsburg aber zu einem echten Anwärter auf die Spitzenpositionen der Liga machen und ihn damit auch wieder zu einem echten Konkurrenten für den FC Bayern. Bei den finanziellen Möglichkeiten und den richtigen Menschen an den richtigen Hebeln hat Wolfsburg das Zeug dazu, den Bayern das Leben schwer zu machen.

Werder Bremen vor dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit

Für Bremen ist dieser Wechsel jedoch fatal. Mit Allofs verliert der Verein einen seiner Eckpfeiler. Mit Schaaf könnte der nächste folgen. Sollte das internationale Geschäft diese Saison erneut verpasst werden, wird es einen Aderlass im Team geben.

Teure Stars wie Marko Arnautovic oder Elia wird man dann nicht mehr halten können. Kevin de Bruyne wird die Bremer ebenfalls wieder Richtung Chelsea verlassen. Schon vor der Saison wurden mit Claudio Pizarro, Tim Wiese und Naldo drei Säulen des Teams aus vorrangig wirtschaftlichen Gründen abgegeben. Werder könnte damit im Mittelmaß der Liga versinken - oder sogar im Abstiegssumpf. Ein Sturzflug vom Titelkandidaten zur grauen Maus.

Das einzig Positive dabei: Die Vereinsfarben müssten sie auch  in Bremen trotzdem nicht ändern.


Montag, 12. November 2012

Die Medien sind an allem schuld

Es ist Länderspielzeit. Für den durchschnittlichen Fußballfan heißt das, er kann sich unter der Woche endlich mal wieder Frau und Kind, oder Freundin, oder Mutti und Omi, oder wemauchimmer widmen... Freundschaftsspiele gegen die Niederland holen nun wirklich niemanden mehr hinter dem Ofen hervor - noch nichtmal die deutschen Nationalspieler selbst, anders ist die Absageflut vor dem letzten Länderspiel des Jahres nicht zu erklären.

Umständliche Einleitungssätze beiseite, mein Desinteresse an diesem Nicht-Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gibt mir die Möglichkeit auch einmal über etwas anderes zu bloggen, das mir schon lange auf den Lippen brennt. Es geht um eine Sache, auf die Deutschen fast so gerne schimpfen, wie auf ihren Lieblingsverein: DIE MEDIEN!

Fußball - Ein Sport der Superlative

Dass der Fußball ein Sport der Superlative ist, wird inzwischen von breiten Teilen der Öffentlichkeit - dank der gelungenen Sozialierung durch BILD und Konsorten - als beinahe gottgegeben akzeptiert. Spieler und Trainer haben sich längst an das Tagesgeschäft Fußball gewöhnt und damit arrangiert.

Am Wochenende ist man Weltklasse, im Extremfall drei Tage später nur noch Kreisklasse - wenn überhaupt. Das kollektive Gedächtnis der Fans und Medien scheint derartig auf immer neuen spektakulären Input gepolt zu sein, dass nur noch in seltenen Fällen weiter als 90 Minuten zurückreflektiert wird.

Wo ein 1:2 entweder eine Blamage oder zumindest "herb" ist

Beispiele für diese moderne Art der Volksverdummung gibt es unzählige. Blicken wir nur mal auf die Schlagzeilen der letzten Woche. "Barcelona blamiert sich gegen Celtic." Blamiert sich! Natürlich, denn eine Mannschaft, von der jeder Siege erwartet, ist natürlich direkt blamiert, wenn sie ein Spiel verliert.

Dass Barcelona beinahe 85% Ballbesitz und jede Menge gute Chancen hatte und bis auf deren mangelhafte Verwertung nicht wirklich viel falsch gemacht hat, wird dabei einfach ignoriert. Um der Schlagzeile willen.

Blamiert haben sie sich! Völlig belanglos übrigens auch, dass es sich bei dem Gegner nicht um irgendeinen Sechstligisten aus Spanien, sondern um Celtic Glasgow handelte, eine Mannschaft, die für ihre Heimstärke europaweit gefürchtet wird. BLAMIERT! Noch ein Beispiel gefällig? Die "herbe" Niederlage von Malaga entpuppt sich beim Lesen des Artikels als ein eher harmloses und ereignisarmes 1:2. Anscheinend verstehe ich die Bedeutung des Wortes "herb" nicht.

Dortmund kann Europa, aber wer kann Langzeitgedächtnis?

Dass Dortmund "Europa kann", wird nach dem vierten Champions League Spiel der Schwarzgelben in dieser Saison weiter fröhlich als Aufmacher benutzt, ohne dass sich jemand sichtbar daran stören würde.

Redewendungen, die bis vor ein paar Jahren höchstens in der BILD zu finden waren, finden sich mittlerweile in fast allen einschlägigen sportjournalistischen Publikationen. Und das jeden Tag aufs Neue! Sensationssieg hier, Derby da. Und über die Vernunft triumphieren Spektakel und Emotionen. Immer und überall. Emotionen, Emotionen, Emotionen.

Es regiert allerorts: Das Spektakel

Viele werden sich jetzt fragen, was ich mit meinen Ausführungen eigentlich sagen will. Aber hier braucht man eben Geduld, die Erkenntnis liegt am Ende der Reise, nicht an deren Anfang.

Es ist eine Entwicklung, die sich schleichend abspielt. Vielleicht fallen mir diese Dinge auch nur auf, weil sie besonders deutlich beim FC Bayern zu beobachten sind.

Jedenfalls bin ich der Meinung, dass die teilweise schlechte Stimmung im Stadion direkt mit der Art der Berichterstattung über Sport in Verbindung gebracht werden kann. Was passiert wohl, wenn Zuschauer jeden Tag Spektakel im Fernsehen zu sehen bekommen? Wenn sie jeden Tag darüber lesen, welches nervenzerfetzende Duell ihnen am Wochenende wieder bevorsteht? Was passiert mit den Erwartungen der Menschen, wenn jedes Spiel ein Derby sein soll, jedes Spiel das entscheidende Duell zweier Erzrivalen ist?

Der Fußball der Realität ist nicht der Fußball der Medien

Richtig, irgendwann stellt sich ein gewisses Grundverlangen nach diesem Spektakel ein. Ein Versprechen, das der Sport in der Realität, also im Stadion, oft nicht einlöst, garnicht einlösen kann. Ein Anspruch nach ständigen Höchstleistungen, dem der Mensch auf dem Platz auf Dauer nicht gerecht werden kann.

Der Mensch hat nunmal die Tendenz sein Recht nach etwas gerne lautstark einzufordern. In diesem Fall sein Recht nach Spektakel. Ein Recht, dass er eigentlich nicht besitzt, das ihm aber von den Medien suggeriert wird. Ein antrainiertes Verlangen nach Spektakel. Kultivierungshypothese nennt sich das. Der Sportwissenschaftler Josef Hackforth spricht auch von einem Gewöhnungseffekt, der dem Sport langfristig schaden kann.


Die Schönheit des Details

Die Folge sind Pfiffe, wie erlebt am Wochenende beim hochspannenden Spiel zwischen dem couragierten Aufsteiger Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern. Bereits nach 30 Minuten wohlgemerkt. Piffe, weil das was die Sportler auf dem Rasen zeigen nicht dem entspricht, was man aus dem Fernsehen kennt. Pfiffe, weil die Menschen das Gefühl für das echte Spiel verloren haben. Den Blick für die wunderbaren Details.

Der Fußball der Realität ist eben nicht der Fußball der Medien. Er ist eben nicht spektakulär, zumindest nicht im Normalfall. Es ist immer noch nur ein Sport zwischen 22 Spielern und einem Ball. Und wunderschön - manchmal sogar besonders schön in seinen unspektakulärsten Momenten. Auch wenn darüber niemand schreibt.

Lang lebe der Ball!

Sonntag, 11. November 2012

"Dortmund-Light" macht den Bayern zu schaffen

Schweißperlen auf der Stirn, die Lippen nervös zusammengekniffen. Dann: Pure Freude, jubelnd die Arme in die Höhe strecken. Nach der Gala gegen Lille war das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt für Bayernfans bis zu Alabas Elfmetertreffer ein echter Thriller - mit dem besseren Ende für die Bayern.

Verdient? Meiner Meinung nach, ja. Aber den Frankfurtern gebührt großes Lob für dieses Spiel! Für mich war es - trotz der Niederlage gegen Leverkusen - der bisher beste Gegner in der Liga. Einzig die mangelnde Chancenverwertung, ich erinnere an die Kopfballchance nach der Pause, verhinderte, dass die Hessen etwas Zählbares aus München mitnehmen konnten.

Ich bin froh, dass das Spiel so gelaufen ist, denn der FC Bayern kann daraus eine Menge lernen. Frankfurts System erinnerte sehr an die Spielweise, die auch vom BVB (oder anderen guten Gegnern) zu erwarten sein wird. Pressing fast über das ganze Feld, frühes Anlaufen der Aufbauspieler, in diesem Fall vor allem Dante.

Frankfurt fast mit Dortmunder Fußball

Die Bayern hatten vorallem bis zum Führungstreffer erhebliche Probleme mit dieser taktischen Marschroute der Frankfurter. Die Gäste waren bis zum Führungstreffer die bessere Mannschaft, auch weil Bayern in der Defensive teilweise arg lasch agierte.

Lediglich der miserablen Chancenverwertung und den schwindenden Kräften des Gegners in der zweiten Hälfte war es zu verdanken, dass am Ende ein souverän scheinendes 2:0 auf der Anzeigetafel der Allianz Arena stand. Wobei auch ich den Elfmeter sehr fragwürdig finde. Ich möchte nicht erleben, was passiert, wenn so ein Ding gegen uns gepfiffen wird.

Pfiffe nach 30 Minuten - Boateng verletzt sich

Die schlechte Nachricht des Spiels kam zudem bereits zur Pause. Jerome Boateng zog sich nach einem Ausflug in des Gegners Hälfte einen Muskelfaserriss zu und wird wohl zwei Wochen ausfallen. Bitter für ihn, da er momentan seine stärkste Phase bei den Bayern hatte.

Zu dieser Situation muss dann aber auch noch etwas anderes gesagt werden. Der Verletzung voraus ging eine Ballstaffette der Bayern in der eigenen Hälfte. Frankfurt stellte die Räume gut zu und es gelang den Bayern nicht, eine Anspielstation in der Vertikalen zu finden.

Was passiert? Das Publikum wird ungeduldig... erst vereinzelt, dann immer lauter beginnt es in der Arena zu pfeifen. Ich kann das einfach nicht nachvollziehen. Es steht 0:0! Nach 30 Minuten!! gegen einen Gegner, der gut zustellt und immerhin Dritter ist!!! Drei Tage nach einem 6:1 in der Champions-League!!!!!! SEID IHR NOCH GESCHEIT?

Durch die Pfiffe wird dann auch die Mannschaft ungeduldig und Boateng entschließt sich zu einem völlig unnötigen Solo. DANKE DAFÜR! Diese Verletzung könnt ihr euch auf die Fahnen schreiben, ich hoffe ihr seid stolz.

Mittwoch, 7. November 2012

"Könnte, wönnte, schönnte..."


So sieht sie aus, die Tabelle der Fußball-Bundesliga nach Ablauf der Hinrunde. Hoffe ich zumindest. Ob es so kommt, oder doch ganz anders werden wir erst Ende des Jahres sehen. Und auch ob ich ein Genie, ein Trottel oder einfach nur hoffnungsloser Optimist bin. Gefallen tut sie mir jedenfalls sehr so.

Sonntag, 4. November 2012

Der FC Bayern im Herbst 2012...

...ist nicht der FC Bayern des letzten Herbstes. Das steht nach dieser Woche zweifelsohne fest. Die Siege im Pokal und gegen den HSV am gestrigen Samstag haben eindrucksvoll gezeigt, dass die Niederlage gegen Leverkusen keine bleibenden Schäden hinterlassen hat. Sieben Punkte beträgt inzwischen der Vorsprung auf Platz zwei.

Der neuerliche Gala-Auftritt zeigt, dass der FC Bayern sich weiterentwickelt hat. Auswärtsschwäche? Vergessen! Fünf Siege und 15:0 Tore sprechen eine deutliche Sprache. Dabei waren die Gegner der Bayern alles andere als Kanonenfutter. Sieg in Bremen, Sieg auf Schalke und nun der 3:0-Sieg beim HSV.

Und war da nicht einmal diese obligatorische 15-Minuten-Schaffenspause der Bayern nach der Pause? Vergessen! Zum zweiten Mal in dieser Saison entschieden die Bayern gegen Hamburg das Spiel mit einem Doppelschlag kurz nach der Pause.

HSV hält nur 15 Minuten mit

Lediglich zu Beginn sah es gestern so aus, als könne der HSV mithalten. Nach einer Viertelstunde übernahmen die Bayern dann das Steuer und gaben es fortan nicht mehr aus der Hand. Bastian Schweinsteiger erzielte vor der Pause das 1:0 nach Vorlage von Toni Kroos, der sich zunächst von René Adler (und einem schlimmen Platzfehler(!)) abdrängen ließ, aber dann mit toller Übersicht Schweinsteiger in der Mitte bediente.

Die beiden Tore nach der Pause hatten für mich Symbolcharakter: Das 2:0 durch Müller? Ein Symbol für die wiedergekehrte Schlitzohrigkeit des Thomas Müller. So ein Tor schießen nur ganz Wenige. Das 3:0 durch Toni Kroos? Eine pure Demonstration der Entschlossenheit!  Und wunderschön anzusehen waren alle drei Tore obendrein.

Lahm schwächelt, Ribery glänzt

Da fiel es auch nicht weiter ins Gewicht, dass sich Kapitän Philipp Lahm und Vize-Kapitän Schweinsteiger  nicht gerade in brillianter Form präsentierten. Vorallem Lahm produzierte einige Ballverluste, darunter zwei haarsträubende Fehlpässe, die gegen bessere Gegner vielleicht bestraft worden wären. Auch Javi Martinez fiel lediglich durch ein (notwendiges) taktisches Foul auf.

Bester Mann auf Seiten der Bayern war erneut Franck Ribery. Der Franzose profitierte, wie erwartet, vom deutlichen offensiveren David Alaba hinter sich. Vor allem in der ersten Hälfte lief fast jeder Bayern-Angriff über die linke Seite. Dennis Diekmeier war völlig überfordert und konnte einem leid tun.

Wir sehen derzeit den besten Ribery seit seiner Debüt-Saison.

Robben 90 Minuten auf der Bank - gute Entscheidung!

Mir gefiel übrigens die Entscheidung von Jupp Heynckes Arjen Robben gestern nicht mehr zu bringen. Der HSV schien nach dem 0:3 teilweise frustriert und übermotiviert (siehe Badelj!), das ist keine Situation für einen verletzungsanfälligen Spieler wie Robben.

Albern auch, wie das Spiel im Vorfeld zu einem Duell zwischen René Adler und Manuel Neuer hochstilisiert wurde. Adler hat bisher sehr gut gehalten, keine Frage. Aber ebenso weit wie der HSV gestern von einem Heimsieg entfernt war, ist Adler derzeit davon entfernt, am Thron von Neuer als Deutschlands Nummer 1 zu rütteln.

Seis drum! Die Wahrheit liegt auf dem Platz und der ist derzeit fest in der Hand des FC Bayern.

Freitag, 2. November 2012

"Hab ich es nicht gesagt!?!" oder Zwei "Eigentore" machen keine Krise

Um mich an dieser Stelle ein wenig in meinem Ruhm und meiner Allwissenheit zu sonnen, tue ich das, was alle Menschen mit großem Ego von Zeit zu Zeit gerne tun: Ich zitiere mich selber.

"Es ist aber unwahrscheinlich, dass der FC Bayern GENAU so weitermacht. Es werden Spiele kommen, in denen nicht alles nach dem Gusto der Münchener verläuft..."

Das mag zugegeben keine bahnbrechende Erkenntnis gewesen sein, jedenfalls nicht für Menschen, die sich ernsthaft mit dem Thema Fußball beschäftigen. Schließlich verliert JEDE Mannschaft IRGENDWANN und JEDE Serie geht IRGENDWANN zu Ende. (DingDing! 6 € ins Phrasenschweine!)

Das das ganze jedoch so schnell nach meiner "Warnung" passiert - und an dieser Stelle frage ich mich selbst, WEN genau ich damit eigentlich warnen wollte - rechtfertigt meiner Meinung nach diese schamlose Selbstbeweihräucherung.

Nachdem wir nun die tägliche Dosis Narzissmus hinter uns gebracht haben - danke, dass ihr bis hierhin weitergelsen habt - kommen wir nun zu den ernsten Dingen des Lebens:

Der FC Bayern hat ein Spiel verloren! Noch schlimmer: Er hat ein Bundesligaspiel verloren!!! Damit endet die Sieges-Serie und der FC Bayern schlittert postwendend in die Krise. So schnell kann es gehen.

Kann! Denn, dass der FC Bayern von einer Krise weiterhin so weit entfernt ist, wie vom Gewinn der spanischen Meisterschaft, wird jedem klar, der sich das Spiel gegen Leverkusen genauer betrachtet.

2 "Eigentore" machen noch keine Krise

Alleine die Tatsache, dass dieses Spiel verloren wurde ist ebenso absurd wie die Art und Weise, wie die Gegentore gefallen sind. Erstes Tor: Quasi Eigentor unseres Kapitäns Phillip Lahm. Was sich der Gute bei der Aktion gedacht hat, werden wir wohl nie erfahren.

Dann das zweite Tor: Für mich ein gefühlt glasklares Eigentor von Jerome Boateng. Dass Sidney Sam dieses Tor als das seine gewertet bekommt, ist ihm wohl ebenso unerklärlich wie peinlich. Ich bin mir nichtmal sicher, ob er da überhaupt auf das Tor von Manuel Neuer köpfen wollte, schließlich ging sein Kopfball ziemlich genau Richtung Eckfahne. Seis drum!

Hungrige Bayern wollen den Sieg

Der FC Bayern war aber trotz der Niederlage die klar bessere Mannschaft. Das erste Gegentor fiel praktisch aus dem Nichts. Das Zweite in einer Phase, in der die Bayern alles nach vorne warfen. Man kann jetzt natürlich die Frage stellen - und einige haben diese Frage gestellt - ob es nicht cleverer gewesen wäre, sich am Ende mit einem Punkt zufrieden zu geben, beziehungsweise, ob vielleicht die Jagd nach einem weiteren Sieg, um die Serie auszubauen, die Bayern jede taktische Zurückhaltung aufgeben ließ.

Meiner Meinung nach wäre es anhand des Spielverlaufs albern gewesen, sich mit einem Punkt zufrieden zu geben. Ich sehe zudem lieber eine hungrige Mannschaft, die alles nach vorne wirft, die mit letztem Einsatz versucht das Maximum aus jedem Spiel herauszuholen, als ein Team, das sich nach Rückständen oder Rückschlägen in sein Schicksal fügt und auf das nächste Spiel hofft. Nur so kommen wir wieder dahin, wo wir hinwollen!

Ich liebe Manuel Neuer!

Paradebeispiel in dieser Beziehung ist Manuel Neuer. Wenn man dessen Willen und dessen Einsatz in den letzten 5 Minuten des Spiels gegen Leverkusen gesehen hat, kann man diesen Typen einfach nur lieben! Und um einen viel zu inflationär benutzten Ausdruck zu benutzen: Das war Kahnesk! Schade, dass er dafür nicht belohnt wurde.

Es gibt jedoch auch Kritikpunkte, die es aufzuarbeiten gilt: Unsere Schwäche nach Standards ist inzwischen wirklich peinlich. Vor allem die Eckbälle sind derart harmlos, dass man sich fragt, warum wir überhaupt noch zum Eckstoss antreten. Ich glaube manchmal, es wäre besser, den Ball einfach ins Toraus zu befördern, damit wir uns wenigstens keinen Konter einfangen. Wir haben soviele potentiell gute Standard-Schützen: Toni Kroos, Xherdan Shaqiri, David Alaba, Franck Ribery, Arjen Robben, etc. Also wieso kommt dabei so wenig rum?

Fehlende Effektivität und Standardschwäche als Genickbrecher

Desweiteren kamen wir gegen Leverkusen ungefähr 10 Mal mit dem Ball auf die Grundlinie, der Ertrag dabei war aber gleich Null. Stimmen die Laufwege in der Mitte nicht? Stimmt das Timing nicht? Kann außer Franck Ribery niemand präzise Flachpässe in die Mite spielen (Hallo Phillip Lahm???)? Man weiß es nicht, auf jeden Fall muss der FC Bayern daran arbeiten.

Auch personaltechnisch griff Jupp Heynckes meiner Ansicht nach daneben. Statt Alaba für Holger Badstuber zu bringen und damit die linke Seite mit Alaba und Shaqiri offensiv auszurichten, entschied sich Heynckes für die Achse Alaba-Badstuber und ließ Shaqiri zunächst draußen. Eine Fehleinschätzung, die er aufgrund Badstubers Verletzung in der Halbzeit korrigieren musste.

"B-Elf" zerlegt Lautern, Alaba und Robben überragend

Am Mittwoch folgte dann die Rehabilitation im Pokalspiel gegen den FC Kaiserslautern. Aber was heißt Rehabilitation? Es stand schließlich bis auf David Alaba und Jerome Boateng keiner der Spieler des Leverkusen-Spiels auf dem Platz. Dafür bekamen die Reservisten ihre Chancen.

Mir war klar, dass die Sache gutgehen würde, schließlich stand eine Mannschaft auf dem Platz, die in der Bundesliga wohl locker die Champions League erreichen könnte und immerhin 8 aktuelle Nationalspieler beinhaltete, darunter Javi Martinez, Xherdan Shaqiri und Arjen Robben.

Vorallem den Langzeitverletzten Alaba und Robben war die Spielfreude deutlich anzumerken. Robben zeigte sich als Kapitän wie aufgedreht, feuerte seine Mitspieler immer wieder an, spielte mannschaftsdienlich wie selten und erzielte trotzdem 2 Tore.

Alaba begeistert mich von Spiel zu Spiel mehr. Der Junge versprüht eine derartige Lust am Spiel, ist trickreich, ballsicher, kreativ und variabel wie kaum ein anderer Bayernspieler. Gegen Kaiserslautern begann er im linken Mittelfeld und spielte den Gästen teilweise Knoten in die Beine.

Durch die Verletzung von Holger Badstuber erwarte ich ihn am Samstag gegen Hamburg auf der linken Abwehrseite. Zusammen mit dem hoffentlich einsatzbereiten Ribery wird er auch die Hamburger vor große Probleme stellen, da bin ich sicher.





Sonntag, 28. Oktober 2012

Die Deutsche Meisterschaft ist (nicht) entschieden!

Plakative Überschriften sind so eine Sache im (Sport-)Journalismus. Sie dienen häufig einzig und alleine dem Zweck, auf effekthaschende Art das Interesse des Lesers zu wecken. Das erreicht man am besten mit emotionalen Zitaten, häufig aus dem Zusammenhang gerissen, oder eben mit kontroversen oder schockierenden Themen.

Da der Autor dieser Zeilen auch nur ein Mensch ist, greift auch er dieses Mal auf die "schmutzigen" Tricks des Journalismus zurück. Selbstverständlich ist die Meisterschaft aber  - unabhängig vom Ausgang des Spiels gegen Bayer Leverkusen - noch nicht entschieden.

Natürlich, sollte der FC Bayern so weitermachen - also weiterhin alle Spiele gewinnen - wird es für die Konkurrenz, namentlich den FC Schalke 04 und Borussia Dortmund, schwer werden den Münchener Express-Zug Richtung 25. Deutsche Meisterschaft aufzuhalten.

2011/2012 16 Punkte Vorsprung auf Dortmund verspielt

Es ist aber unwahrscheinlich, dass der FC Bayern GENAU so weitermacht. Es werden Spiele kommen, in denen nicht alles nach dem Gusto der Münchener verläuft und in denen man mit mittelmäßigen Auftritten, wie auf Schalke oder in Bremen, nicht am Ende als (scheinbar) souveräner Sieger hervorgeht.

Im Gegenteil: Auch letzte Saison sah es zu diesem Zeitpunkt der Saison nach einem Alleingang der Münchener aus. Zwar wurde am ersten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach verloren, aber anschließend reihte sich ein großartiger Auftritt an den anderen. Bis, ja bis der Winter kam.

Der Winter liegt den Bayern nicht

Vom 8. bis zum 14. Spieltag büßte der FC Bayern letzte Saison, hauptsächlich in den Auswärtsspielen, einen 8 Punkte Vorsprung ein und lag sogar auf Rang drei, 2 Punkte hinter den beiden Borussias. Dank eines kleinen Zwischenspurts konnte die Herbstmeisterschaft gerettet werden, aber der Ausgang der Saison ist bekannt.

Am Ende wurde Borussia Dortmund, das auch letzte Saison relativ schwach gestartet war, mit 8(!) Punkten Vorsprung Deutscher Meister. Das macht nach Adam Riese sogar 16(!!!) Punkte, die der FC Bayern im Laufe der Saison noch auf den BVB eingebüßt hat.

Bayern und Dortmund wie Barcelona und Madrid

Es ist nicht anzunehmen, dass Dortmund erneut eine so herausragende Rückrunde spielt. Es zeigt aber, was auch in Spanien in den letzten Jahren zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid zu beobachten ist: Wenn es nur zwei Mannschaften gibt, die realistisch um den Titel spielen, darf sich keines der Teams große Ausrutscher erlauben.

Die schwierigsten Phasen der Saison stehen den Bayern noch bevor. Dass der Wintereinbruch dieses Jahr scheinbar sehr früh kommt, spielt den Bayern nicht gerade in die Karten. Gerade spielerisch unterlegenen Teams - und das sind eigentlich alle Teams der Bundesliga - kommt ein tiefer, unebener Platz entgegen. Das werden die Bayern vor allem auswärts zu spüren bekommen.

Bayern wird den letzten Schritt machen

Wenn es im neuen Jahr zudem in der Champions League ernst wird und vielleicht der eine oder andere Verletzte zu beklagen ist, wird sich zeigen, ob es die Bayern diese Saison besser machen können.

Ich bin allerdings davon überzeugt, dass die Mannschaft aus den Fehlern der letzten Saison gelernt hat und uns der breitere und qualitativ bessere Kader den entscheidenden Vorteil verschafft, um diese Saison den letzten Schritt zu machen. 



Dienstag, 23. Oktober 2012

Liga-Langeweile dank bestechender Bayern

Es war die 75. Minute in Düsseldorf beim Spiel zwischen Fortuna und dem FC Bayern:  Manuel Neuer machte sich auf den Weg aus seinem Tor, um eine Flanke der Düsseldorfer abzuwehren. Auf halbem Weg merkte er, dass er den Ball nicht erreichen konnte und stand dann etwas verloren mitten in seinem Strafraum. Die Szene blieb folgenlos, weil Dante den Ball wegköpfte, aber es war eine Szene, die viel sagte über dieses Spiel. 

Es war nämlich der einzige Moment während der 90 Minuten, in dem man das Gefühl hatte, dass der FC Bayern die Situation auf dem Rasen nicht vollkommen im Griff hat.

Der "Patzer" von Neuer blieb folgenlos und letztlich stand am Ende ein hochverdientes 5:0 und die Erkenntnis, dass der FC Bayern die Liga derzeit ernst nimmt und sie aufgrund der individuellen Klasse fast mühelos beherrscht.

Hungrige Bayern im Herbsthoch

Wie auch letztes Jahr zur Mitte der Hinrunde ist der FCB in einer Verfassung, in der man, wenn man ernst macht, jeden Gegner in der Liga dominieren kann.

Fortuna Düsseldorf war dabei sicher nicht der stärkste Gegner, aber die Hinrunde, die die Mannschaft von Norbert Meier bisher hingelegt hat, ist aller Ehren wert. Bis zum Spiel gegen die Bayern hatte Düsseldorf immerhin nur drei Gegentore hinnehmen müssen.

Das zeigt, das vieles richtig gemacht wurde und die Fortuna nicht gerade Fallobst in dieser Liga ist, auch wenn der geneigte Fan das beim Blick auf das Ergebnis vermuten könnte.

Düsseldorf ohne Mittel gegen zielstrebige Bayern

An diesem Tag war Düsseldorf nicht gut genug, um den Bayern Paroli zu bieten. Sie ließen den Bayern zuviel Platz und kamen mit den ständigen Rochaden der Offensivkräften nie zurecht.

Dadurch ergaben sich Räume, die von den Bayern eiskalt ausgenutzt wurden. Die Münchener Tore waren allesamt wunderschön herausgespielt und Düsseldorf war mit dem 0:5 noch gut bedient.

Was mich sehr gefreut hat, war das Comeback von David Alaba, der zuvor zwei Monate verletzt war. In der 70. Minute wurde er gegen Düsseldorf eingewechselt, nachdem er unter der Woche bei seinem Comeback die österreichische Nationalmannschaft fast alleine zum Sieg schoss.

Nach seiner Einwechslung zeigte er, dass er (fit) auf der linken Abwehrseite absolut alternativlos ist.

Alaba mit dritter Torvorlage in 110 Minuten

Holger Badstuber machte gegen Düsseldorf kein schlechtes Spiel, das beileibe nicht. Aber es war eindrucksvoll zu  sehen, wie sehr die linke Seite mit Alaba belebt wurde. Eine Achse mit Ribery und Alaba ist offensiv deutlich gefährlicher als mit Badstuber.

Alaba schlägt Flanken, kommt mit Tempo, geht in Dribblings und kann in Eins-gegen-Eins Situationen jederzeit etwas Überraschendes starten. Alles Qualiäten, die ich von Badstuber auf dieser Position nicht gesehen habe.

Die Vorarbeit zum 4:0 durch Thomas Müller untermauerte eindrucksvoll Alabas Stärken. Badstuber tendiert dagegen häufig zum Rück- oder Querpass und überlässt die Offensive Ribery. Das soll keine Herabsetzung von Badstuber sein, er hat zweifelsohne seine Fähigkeiten, aber sie liegen in der Defensive.

Zielsicherer Gustavo sticht Schweinsteiger und Martinez aus

Luiz Gustavo war für mich ebenfalls wieder einer der Stärksten auf Seiten des FC Bayern. Deutlich defensiver als Nebenmann Schweinsteiger, holte sich Gustavo zahlreiche Bälle von den Innenverteidigern und bediente sicher und zuverlässig seine Vorderleute.

Noch vor Bastian Schweinsteiger war er für mich der dominante Spieler im Zentrum und krönte seinen starken Auftritt mit seinem dritten Saisontor in der Bundesliga.

Die Bayern lieferten über 90 Minuten ein astreines und kontrolliertes Spiel ab. In der Offensive zielstrebig, viel mit vertikalen schnörkellosen Pässen agierend, in der Defensive geschlossen und zweikampfstark, es gab kaum etwas zu meckern.

Heynckes lobt "beste Saisonleistung"

Auch Jupp Heynckes sah, laut eigener Aussage, beim achten Saisonsieg die stärksten Bayern dieser Saison. Wenn man der Statistik glauben schenken darf, was man in diesem Fall als Bayern-Fan gerne tut,  ist der FC Bayern durch den neuen Startrekord schon so gut wie deutscher Meister.

Zwölf Punkte liegt Bayern vor Borussia Dortmund, fünf Punkte beträgt der Abstand auf Eintracht Frankfurt auf Platz zwei. Laut Uli Hoeneß ist ja eben dieser Abstand zwischen Platz eins und zwei der einzige, der ihn interessiert. Recht hat der Mann!

Wenn der FC Bayern so weiter macht, wird es jedenfalls eine langweilige Saison werden. Aber nach den Ereignissen der letzten Saison kann man an der Säbenerstraße mit Langeweile gut leben.

Samstag, 6. Oktober 2012

Harmlose Hoffenheimer und Betriebsunfall gegen BATE

Der Mann der Woche beim FC Bayern heißt ohne Zweifel Franck Ribery. Zunächst sein erstes Saisontor gegen BATE Borissow und anschließend sorgte er am Wochenende für den ungefährdeten Sieg gegen Hoffenheim. 

Mit seinen Bundesliga-Treffern 44 und 45 überholte König Franck sogar den Kaiser höchstpersönlich. Dessen Groll darüber wird sich aber in Grenzen halten, sorgte der Franzose doch dafür, dass das 1:3 unter der Woche erst einmal keine weiteren Wellen schlagen wird.

König Franck überholt den Kaiser

Gegen Hoffenheim präsentierten sich die unter der Woche kritisierten Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger mit starken Leistungen. Schweinsteiger (111) und Kroos (94) hatten die meisten Ballkontakte auf dem Feld und lenkten das Spiel im Mittelfeld, während sich Javi Martínez vor allem der Absicherung der beiden widmete.

Kroos hatte außerdem nach Ribery die meisten Torschüsse, bereitete zudem das 2-0 vor, als er selbst zunächst ein Luftloch fabrizierte, aber dann schnell schaltete und den Franzosen bediente. 

Kroos und Schweinsteiger dominieren harmlose Hoffenheimer

Martínez zeigte die eine oder andere Unsicherheit, gewann aber die meisten Zweikämpfe aller Akteure (19). Kurz vor Schluss verpasste er nur knapp das 3-0. Dass er sich danach am Pfosten abreagierte, zeigt wie sehr sich Martínez unter Druck setzt.

21 Punkte und alles wieder in Butter also? Aber gab es überhaupt Probleme? Ja, durchaus.

Die Presse stürzte sich nach dem 1:3 bei BATE ja mit Wonne auf den vermeintlichen Zwist zwischen Matthias Sammer und Jupp Heynckes. Dabei gab es eigentlich sehr viel mehr über das Spiel zu sprechen, denn da zeigte der FC Bayern so einige Schwächen.

BATE Borrisow nutzt die FCB-Schwächen eiskalt aus

Schwache Außenverteidiger. Schwache Chancenverwertung. Schlechtes Umschaltspiel in die Defensive und dazu ein Gegner, der taktisch hervorragend eingestellt und bissig genug war, um diese Schwächen eiskalt auszunutzen.

Die Niederlage war für mich nicht unglücklich, sondern folgerichtig.

Bis auf das Spiel gegen Fürth hat Bayern für mich bisher in keinem Auswärtsspiel wirklich überzeugt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Gegner kommt, der gut genug ist die Schwächen des FC Bayern auszunutzen.

Die Spieler nehmen die Champions League ernst - nicht erst jetzt

Diese Niederlage ist jedoch kein Weltuntergang. Und auch kein Hallo-Wach-Erlebnis. Auch wenn der FC Bayern teilweise schon ins Achtelfinale geschrieben wurde - zumal nach dem Auftaktsieg gegen Valencia - ist das immernoch die Champions League. Da muss man jeden Gegner ernst nehmen und ich denke das tut man beim FC Bayern.

Jetzt hoffe ich, dass sich unsere Verletzten (David Alaba, Mario Gomez, Arjen Robben) in der Länderspielpause erholen und wir anschließend da weitermachen, wo wir aufgehört haben.

Vor allem auf die Rückkehr von David Alaba freue ich mich persönlich sehr.

Die Länderspielpause kommt gerade recht für Alaba und Gomez

Holger Badstuber in Ehren, aber man sieht ihm derzeit an, dass er sich selbst nicht als Außenverteidiger sieht. Borissow ausgenommen macht er zwar nicht viele Fehler, aber ein Alaba setzt sicher deutlich mehr offensive Akzente undmacht damit Ribery vielleicht noch ein Stück besser.

Wer mir übrigens gegen Hoffenheim garnicht gefallen hat: Mario Mandzukic. Nicht nur, dass er Thomas Müller in Häflte eins ummähte. Der Kroate wirkte in den letzten Spielen wie ein Fremdkörper im Angriff und längst nicht mehr so lauffreudig wie zu Beginn der Saison.

Die genaue Rückkehr von Mario Gomez steht zwar noch in den Sternen, aber ich freue mich schon jetzt, wenn unser bester Torschütze der letzten Saison wieder eingreifen kann.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Rekorde interessieren mich nicht

Is' so.

An der Säbenerstraße sieht man das ähnlich.

Startrekord eingestellt. Torrekord aufgestellt. Bester Saisonstart aller Zeiten. Interessiert mich nicht. Vielleicht sogar der beste FC Bayern aller Zeiten. Aber wie misst man das überhaupt?

Rekorde sind für'n Arsch. Nichts wert. Vergänglich. Die Halbwertszeit von Rekorden in der heutigen Zeit ist in den meisten Sportarten auf wenige Monate zusammengeschrumpft. Rekorde für die Ewigkeit? Vielleicht in der Schreibe sensationslüsterner Journalisten.

Auch letzte Saison haben in der Hinrunde alle über Rekorde geschrieben. Gegentor-Rekord in Reichweite. Möglicherweise die beste Bayern-Hinrunde aller Zeiten. Beste Saison aller Zeiten vielleicht sogar. Was ist am Ende davon übriggeblieben? Richtig, nichts.

Rekorde sind vergänglich.

Es gibt nur wenige, über die heute noch gesprochen wird. Und auch das meist nur dann, wenn die Möglichkeit besteht, dass der Rekord gebrochen wird. Die Jagd nach Rekorden, ein schönes Medienthema.

Aber der FC Bayern jagt nicht Rekorde, der FC Bayern jagt Titel. Nicht Rekorde machen große Mannschaften unsterblich, sondern die Titel, die sie gewinnen.

Wen interessiert am Ende der Saison noch, wie der FC Bayern am 6. Spieltag in Bremen gespielt hat. Ob es ein schönes Spiel war. Ob es ein verdienter Sieg war. Richtig, niemanden.

Was zählt sind Siege. Was zählt sind Punkte. Was zählt sind Titel.

Dieses Jahr ist nicht die "Road to Munich" das Ziel. Und auch nicht die "Road to London". Es sind Titel.

Und Rekorde und Titel - das eint die beiden Dinge - erreicht man nur langsam und Schritt für Schritt.

In diesem Sinne. Auf nach Borissow.

Samstag, 29. September 2012

Nicht schön, aber gut. Die 18-Punkte-Bayern.

Es waren Details, die dem FC Bayern in der vergangenen Saison gefehlt haben, um die ganz großen Ziele zu erreichen. Es waren Kleinigkeiten, die in den vergangenen Spielen gegen Borussia Dortmund den Ausschlag zu Gunsten der Dortmunder gaben.  Und es sind Details, die in diesen Tagen und Wochen für den FC Bayern laufen und dafür sorgen, dass man mit 18 Punkten verlustpunktfrei an der Spitze der Liga steht.

Details wie die neu entdeckte Torriecher von Luiz Gustavo. Details wie der clever ausgespielte Konter vor dem 2-0. So gelang gegen Werder Bremen, trotz wenig ansprechender Leistung, letztlich ein souveräner 2-0 Erfolg und der neunte Erfolg im neunten Pflichtspiel der Saison.

Shaqiri und Mandzukic bringen Schwung

Die beiden eingewechselten Neuzugänge Xherdan Shaqiri und Mario Mandzukic hatten erneut großen Anteil am Erfolg, ebenso wie Luiz Gustavo, der offenbar an seinen offensiven Schwächen gearbeitet hat. 

Mit seinem Tor zum erlösenden 1-0 zeigte Gustavo, dass er es nicht nur mit Gewalt, sondern auch mit ganz viel Gefühl kann. Die Gegenwehr der Bremer hielt sich dabei in gütigen Grenzen.

Sammer unzufrieden

Man darf sich jedoch nicht täuschen lassen. Wie ich auch schon nach dem Sieg auf Schalke war nicht alles so gut, wie es das Ergebnis vermuten lässt.

Das Spiel plätscherte vor allem in der ersten Hälfte vor sich hin. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel zumindest ereignisreicher. Auch Matthias Sammer bemerkte im SKY-Interview nach dem Spiel zu Recht, dass es bis zum 1-0 "zu wenig" und teilweise "lätschert" war, was der FC Bayern ablieferte.

Kroos und Müller mit Durchhängern

Bremen machte es defensiv über weite Strecken sehr gut, blieb jedoch im Umkehrschluss vorne weitgehend harmlos. Bayern schaffte es aufgrund des fehlenden Tempos in den Angriffsaktionen lange Zeit nicht den Bremer Abwehrriegel zu durchbrechen. 

Vorallem Kroos und der unter der Woche erkrankte Müller schienen an diesem Tag nicht ganz auf der Höhe zu sein. Auch zwei gelbe Karten in der ersten Halbzeit - soviele wie bisher in der ganzen Saison insgesamt - sprechen dafür, dass in den Reihen der Bayern nicht alle hellwach waren.

40 Millionen für Martinez und Gustavos Zauber

Mit den Hereinnahmen von Shaqiri und Mandzukiv für Kroos und Claudio Pizarro änderte sich das jedoch. Das Spiel wurde schneller, beide Teams hatten Möglichkeiten in Führung zu gehen. Wie schon gegen Schalke waren es letztlich individuelle Geniestreiche, die den Ausschlag gaben.

Uli Hoeneß hatte ja jüngst im Interview mit 11Freunde bemerkt, dass 40 Millionen wohl etwas mehr Geld sind als Javi Martinez wert sei. Wenn man aber beobachtet, welchen Qualitätssprung Gustavo seit der Verpflichtung des Spaniers gemacht hat, dann scheint sie zumindest mir durchaus angemessen.





Sonntag, 23. September 2012

Auf dem Teppich bleiben! Bayern besiegt Schalke

Den Angriff von Eintracht Frankfurt abgewehrt, das erste „Spitzenspiel“ der Saison gewonnen, von allen Seiten regnet es Lob für die „sehr souveräne“ Leistung des FC Bayern. Bei genauerer Betrachtung  - und das ist übertrieben, denn eigentlich musste man nicht einmal sehr genau hinsehen – war es der bisher schwächste Auftritt der Bayern in dieser Saison.

Was im Nachhinein als Souveränität verkauft wird, war in Wirklichkeit die simple Addition zweier Geniestreiche von Toni Kroos und Thomas Müller und die Tatsache, dass der FC Schalke noch unkonzentrierter zu Werke ging als die Bayern und sich nach dem 0:2 kampflos in sein Schicksal ergab.

Schalke und Bayern hinten chaotisch, vorne harmlos

Speziell in der ersten Hälfte sahen die Zuschauer ein an Höhepunkten armes Spiel und das obwohl beide Teams in der Offensive teilweise erschreckend viel Platz, sogar im gegnerischen Strafraum, hatten.

Es war ein Spiel mit offenem Visier, das jedoch paradoxerweise dank der Harmlosigkeit der Sturmreihen kaum Highlights hervorbrachte. Die Topstürmer Klaas-Jan Huntelaar und Mario Mandzukic spielten beide unglücklich und konnten dem Spiel ihrer Mannschaften keine Akzente geben.

Kroos und Müller genial, Boateng, Lahm und Badstuber haarsträubend

Nach der Pause dann der Doppelschlag durch Müller und Kroos und die Messe war gelesen.  Vor allem im zentralen Mittelfeld dominierte der FCB spätestens nach der Führung beinahe nach Belieben. Das Dreieck Bastian Schweinsteiger, Luiz Gustavo und Kroos gehörte erneut zu den Besten auf Seiten des FC Bayern.

Trotzdem leistete sich die Defensive des FC Bayern teils haarsträubende Fehler. Der schlampige Pass von Philipp Lahm zu Jerome Boateng und dessen missglückter Absatztrick im Anschluss, sowie der beinahe zum Anschluss führende Ballverlust von Holger Badstuber kurz vor dem Abpfiff seien hier nur exemplarisch genannt.

Rotator Heynckes mag keine Wechsel?
 
Es zeigte sich in diesem Spiel auch wieder, dass Jupp Heynckes kein Freund von frühen Wechseln ist. Trotz schwacher Leistungen von Müller und Mandzukic und namhaften Alternativen wie Xherdan Shaqiri oder Claudio Pizarro wechselte Heynckes erneut sehr spät. Auch einen verletzungsanfälligen Spieler wie Arjen Robben hätte man früher auswechseln und dadurch vor eventuellen Frustfouls schützen können.

Letztlich ging alles gut und die ehrlichen Aussagen von Müller nach dem Spiel sind positiv und möglicherweise ein Zeichen für die neue Demut beim FC Bayern.





Montag, 3. September 2012

Die 18-Minuten-Krönung einer Sahnewoche

Das 6:1 gegen den VfB Stuttgart war die Krönung einer Woche, wie sie kaum besser hätte laufen können für den FC Bayern. Am Donnerstag die zufriedenstellend verlaufene Champions-League-Auslosung, am Freitag die Ankunft von Javier Martinez nach wochenlangem Tauziehen mit Athletic Bilbao und am Sonntag Abend die Verteidigung der Tabellenspitze in der Bundesliga. 

Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison liegt der FCB zwei Punkte vor dem BVB. Hinzu kommt das deutlich bessere Torverhältnis, sodass der Meisterbalkon praktisch gebucht werden kann.

Gnadenlos effektive Bayern

Spaß beiseite. Es wäre ein Fehler dieses Ergebnis zu hoch zu bewerten. Sechs Punkte nach zwei Spielen sind genau das, was der FC Bayern von sich selbst erwartet, ebenso ein Heimsieg gegen den VfB. Zugegeben, die Art und Weise war hocherfreulich.

Der FC Bayern war an diesem Spieltag vorallem eines: gnadenlos effektiv. Nach der Führung der Stuttgarter brauchte der FCB gerade einmal 18 Minuten, um dem VfB sechs Tore einzuschenken. 13 Mal schoss der FCB dabei nur auf das Tor der Stuttgarter.


Die beiden schönsten Tore waren dabei von einer Art, wie man sie in letzter Zeit nicht sehr häufig zu sehen bekam. Toni Kroos und Luiz Gustavo zeigten mit ihren Toren nach Distanzschüssen, was auch gegen kompakter stehende Teams in den nächsten Spielen ein Mittel sein kann. Neben Arjen Robben gibt es nämlich eine ganze Reihe von Spielern in den Reihen des FCB, die über eine hervorragende Schusstechnik verfügen.

Gustavo glänzt vor den Augen von Martinez

Luiz Gustavo zeigte vor dem Hintergrund des Martinez-Transfers überhaupt eine bärenstarke Leistung. In Abwesenheit des erkrankten Arjen Robben lieferte auch Thomas Müller mit seinen beiden Toren  Argumente für einen Platz in der Anfangsformation.

Wenn man etwas schlechtes an diesem Sieg finden will, dann die schläfrige Anfangsphase. Nur einer Weltklasse-Parade von Manuel Neuer gegen Martin Harnik war es zu verdanken, dass der VfB nicht bereits nach vier Minuten in Führung ging. Übrigens einer dieser Bälle, an die sich viele Leute nicht erinnern werden. In meinen Augen aber eine Chance, die auf der Welt nur ganz wenige Torhüter halten. Deshalb haben wir ihn.

Frustrierter Ibisevic "lellt" Boateng um

Bastian Schweinstieger und Mario Mandzukic habe ich persönlich, trotz ihrer Tore,  nicht so stark gesehen, wie es vereinzelt zu lesen war. Toni Kroos hatte dem Spiel, bis zu seinem Tor, ebenfalls kaum Impulse gegeben, auch wenn Marcel Reif bereits nach 15 Minuten erkannt haben wollte, dass sich Kroos auf der "10" "sichtbar" wohl fühle. Naja, Schwamm drüber. Jedenfalls war das, was er nach seinem Tor zeigte, überzeugend.

Als das Spiel nach der klaren Führung der Bayern vor sich hin plätscherte, schwächte sich Stuttgart dann auch noch selber. Vedad Ibisevic sah nach einer Tätlichkeit gegen Jerome Boateng zu Recht die rote Karte, auch wenn Fredi Bobic dazu eine andere Meinung hatte. Im ersten Moment war für mich nicht ersichtlich, warum Boateng Gelb bekommt. Nach mehrmaligem Betrachten finde ich es aber okay. Den Schritt auf Ibisevic zu kann man durchaus als Provokation werten, was jedoch bei weitem keine Legitimation für das ist, was dann folgte.

Das Erntedankfest ist keine Meisterfeier, oder so...

Auch Javi Martinez durfte an seinem Geburtstag noch Bundesliga-Luft schnuppern. Es macht wirklich Spass die Vorfreude im Gesicht von Martinez zu sehen und wie er sichtlich erleichtert ist, endlich beim FC Bayern zu sein. Nur zu gut nachvollziehbar nach allem was passiert ist.

Es scheint alles gut zu laufen bisher, aber trotzdem ein Wort der Warnung: Auch letzte Saison sind wir gut und Dortmund schlecht gestartet. Was am Ende dabei rauskam, wissen wir alle.



Donnerstag, 16. August 2012

Bad Hair Day und ein Panzer auf dem Abstellgleis. Die Verlierer der Vorbereitung

Weil der Sport auf einem binären Kode basiert, muss es dort, wo es Gewinner gibt, auch immer Verlierer geben. Mit Dante, Emre Can und Xherdan Shaqiri sind die Gewinner der Bayern-Vorbereitung bereits gefunden (siehe hier). Für andere lief die Vorbereitung, aufgrund von Verletzungen oder anderen Umständen, nicht optimal. Sie sind die Verlierer der Vorbereitung:

Mario Gomez - Der fleischgewordene Bad Hair Day

Nehmen wir uns mal spaßeshalber die Zeit und studieren ein paar Zahlen. 26. So viele Tore erzielte Mario Gomez vergangene Saison in der Bundesliga. 12. Seine Trefferzahl in der Champions League. 3. Die Treffer, die er als zweitbester Torschütze der EM erzielte. Beeindruckende Zahlen und trotzdem taucht Gomez in dieser Liste auf. Woran liegt das? Zum einen sicher daran, dass der FC Bayern mit Mario Mandzukic in diesem Jahr eine echte Alternative zu Gomez eingekauft hat. Zum anderen daran, dass Gomez trotz seiner unbestreitbaren Torquote (127 Tore in 217 Bundesliga-Spielen) derzeit so sehr in der Kritik steht wie kaum ein anderer. Und das nicht wegen seiner Haare.

Während der EM gab es eine (gutgemeinte?) Watschen von Mehmet Scholl und während der Vorbereitung legte Präsident Uli Hoeneß (gutgemeint?) nochmals gegen Gomez nach. Es ist zu spüren, dass die Kritik an dem sensiblen Gomez nicht spurlos vorübergeht. Zu allem Überfluss verletzte er sich in der Vorbereitung und fällt die ersten Spiele der Saison aus.

Jerome Boateng – No home Jerome

Noch vor wenigen Wochen sah alles rosig aus für Jerome Boateng. Gerade eben hatte er im Eröffnungsspiel der EM Cristiano Ronaldo beinahe über die komplette Spielzeit an die Kette gelegt, ihn nicht zur Entfaltung kommen lassen. Dafür gab es viel Lob und Anerkennung.

Wenige Wochen später droht dem sanften Riesen in der FCB-Verteidigung ein Stammplatz auf der Bank. Holger Badstuber ist gesetzt und im Vergleich zu Boateng überzeugte Neuzugang Dante mit konzentrierten und fehlerfreien Vorstellungen. Damit hat er im Moment klar die Nase vor Boateng, der auch vergangenes Jahr schon zu unbeständig in seinen Leistungen war, sich zu viele unnötige Fouls leistete und oftmals phlegmatisch wirkt.

Boatengs Vorteil ist zwar, dass er notfalls auch auf der rechten Abwehrseite spielen kann, aber dort ist bis auf weiteres Kapitän Philipp Lahm gesetzt. Kein Platz also für Jerome - es könnte eine frustrierende Saison werden für Boateng.


Anatolij Tymoschtschuk – Panzer auf dem Abstellgleis

Ob Javi Martinez nun kommt oder nicht, Anatolij Tymoschtschuk ist derzeit in der Rangliste der defensiven Mittelfeldspieler höchstens die Nummer drei. Weil Jupp Heynckes Luis Gustavo nach der Verletzung David Alabas kurzzeitig auf der linken Abwehrseite spielen ließ, keimte Hoffnung auf bei Tymoschtschuk, weil dadurch der defensive Part der Doppelsechs für ihn frei war. Nun plant Heynckes aber scheinbar doch mit Emre Can als Alaba-Ersatz.

Für Tymoschtschuk bedeutet das, dass er nach den starken Leistungen Gustavos von einem Stammplatz derzeit so weit entfernt ist, wie die Ukraine vom WM-Finale. Sollte der FC Bayern Javi Martinez tatsächlich noch verpflichten, wonach es im Moment aussieht, ist sogar ein Abschied von Tymoschtschuk aus München möglich. Das liegt vor allem daran, dass er im Vergleich zu seinen Konkurrenten spielerisch zu wenig anzubieten hat.

Seine Defensivqualitäten sind unbestritten, aber im auf Dominanz ausgelegten System des FC Bayern genügt es eben nicht den Ball zu erobern. Hier haben Gustavo und Martinez die Nase eindeutig vor dem oft unbeweglich wirkenden Ukrainer.


Ausblick: Javi Martinez und der FCB 2012/2013

Das waren die Verlierer der Vorbereitung. Sobald der Transfer von Javi Martinez in den nächsten Tagen als perfekt gemeldet wird, gibts einen genauen Blick auf die Personalie und den Kader des FCB in der kommenden Saison.



Michael Stricz

Dienstag, 14. August 2012

Joachim Löw platzt der Kragen! Oder doch nicht?

Kennen Sie die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde? Auf der einen Seite der geniale Tüftler Dr. Jekyll, beseelt von dem Gedanken das Böse in der Welt auszumerzen. Auf der anderen Seite der angsteinflößende Mr. Hyde, sein gefährliches und blutrünstiges Alter Ego, in das er sich verwandelt und das vor Mord und Gewalt nicht zurückschreckt.

Gestern gab es für Fußballdeutschland ebenfalls eine Verwandlung zu sehen, von manchem Beobachter für ähnlich spektakulär befunden. Da verwandelte sich der liebe Bundesjogi – denn nur weil man gerne in der Nase bohrt, macht einen das noch nicht böse, zum Glück – in den gar nicht mehr so lieben Herrn Löw, der den anwesenden Journalisten mal so richtig die Meinung geigte.

Wenn der knuffige Bundesjogi zu Herrn Löw wird 

Weil das, im von Abhängigkeiten und Gefälligkeiten geprägten Sportsystem, nicht so oft vorkommt, schlägt das natürlich hohe Wellen. „Löw lässt Dampf ab“, „Jogi Löw redet Klartext!“ titelte das Boulevard aufgeregt. Bei genauerem Betrachten war es gar nicht so viel Klartext und Dampf wie angekündigt, eher verwirrend.

„Sie glauben doch nicht, dass Millionen von Leuten vor dem Fernseher sitzen und Millionen von Leuten auf den Straßen beim Public Viewing sind, wenn da keine Siegertypen auf dem Platz stehen würden“, sagte Löw etwa zur ewigen Führungsspielerdebatte.  
  
"Fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt." Äh...ja. 

Und weiter: „Wir haben mit dieser Mannschaft und diesen Führungsspielern enorme Fortschritte gemacht. Wir haben fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab.“ Naja außer die WM, die EM, den Confed-Cup. Die unwichtigen Titel eben.

Argumentativ war Löw also etwas schwach auf der Brust, aber das war Mr. Hyde ja auch. Und schließlich sagte schon der weise Jack Donaghy: „Man kann Verrücktes nicht mit Rationalem bekämpfen.“ Wozu also argumentieren bei all dem Blödsinn, der täglich im Blätterwald, Cyberspace und weiß der Himmel wo sonst noch zu lesen, sehen oder hören ist.

Jogi war also richtig wütend? Nein. „Teile der Kritik ermüden mich“ sagte der Bundestrainer. Klingt nicht sehr wütend in meinen Ohren. Aber vielleicht war das ja nur die Ruhe vor dem Sturm. 

Singen oder nicht singen, das ist die Frage

Das zweite große Thema: Das Singen beziehungsweise Nicht-Mitsingen der Nationalhymne. Wie wenig heutzutage passieren muss, damit etwas ein „Thema“ wird, ist übrigens erstaunlich. Löw dazu: „Was ich fatal finde, ist dass man den Spielern unterschwellig den Vorwurf macht, dass sie keine guten Deutschen sind. Das finde ich schlecht.“

Klingt doch eigentlich ganz vernünftig. Und dass die Forderung nach einer Hymnenpflicht ebenso Blödsinn ist, wie  das Scheitern im Halbfinale daran festzumachen, dass die Italiener mehr gesungen haben, daran glauben nicht einmal die Politiker, die mit derlei Aussagen ihr konservatives Profil schärfen wollen, geschweige denn die anwesenden Journalisten.

Totschlagargumente des Boulevard

Vielmehr hätte Löw die Frage stellen sollen, was eigentlich in einem System schief läuft, in dem sich die Presse mit dem Gehalt solcher Aussagen beschäftigt. Als hätte die Nationalhymne etwas mit der Einstellung auf dem Spielfeld zu tun.

Aber schließlich ist der Mangel an Einstellung schon immer das Totschlagargument, wenn man das, was auf dem Rasen passiert, taktisch nicht begreifen kann und „die anderen waren besser“ als Erklärung zu plump erscheint. Zu plump für das Boulevard – das muss ich erst einmal verdauen.


Michael Stricz


Montag, 13. August 2012

Statement-Win oder Strohfeuer? Bayern gewinnt Supercup gegen den BVB


Manchmal geht es schnell im Fußball. Noch gestern las man auf zahlreichen Sportseiten wie die Euphorie beim FC Bayern nach der Verpfllichtung von Matthias Sammer inzwischen schon wieder verflogen ist. Welche Euphorie eigentlich? Ach ja, EURE Euphorie, liebe Medien. Auf einmal ist sie wieder da diese Euphorie. Diesmal zwar meine und vielleicht auch nur für eine Halbzeit, aber wenigstens war meine begründet, denn 45 Minuten lang sah es nach einem echten Statement-Win für den FCB aus. Am Ende war es ein kleines Ausrufezeichen im ersten Pflichtspiel der Saison.

Die Mechanismen, die dieses Spiel wieder in Gang setzen würde, waren bereits vor dem Spiel klar. Gewinnt der FCB, war es für die Dortmunder ja „nur“ der Supercup und man hatte ja sowieso Trainingsrückstand. Gewinnt der BVB, war es für den FCB nur die Generalprobe und der DFB-Pokal ist ja sowieso viel wichtiger nächste Woche. Jedenfalls hat der FCB das Ding nun gewonnen. (Da ist das Ding!) Das bringt weder Prestige, noch wirklich Geld ein, aber ich finde den Pokal trotzdem super! (Wahrscheinlich daher der Name...)

Ein Spiel ganz nach dem Geschmack von Matthias Sammer

Aber zurück zu meiner Euphorie: Die Anfangsphase, die der FCB da auf den Rasen gezaubert hat, war wirklich großartig. Schnelles, variables Kombinationsspiel in der Offensive, kompromisslose Zweikampfführung und gutes Umschaltverhalten in der Defensive. 

Apropos Zweikampfverhalten: Dass es beiden Teams darum ging ein Ausrufezeichen kurz vor dem Ligastart zu setzen, sah man alleine an den zahlreichen hart geführten Zweikämpfen. In der ersten Halbzeit fielen bereits Schmelzer, Gustavo und Can mit teilweise überhartem Einsteigen auf. Matthias Sammer wird es gefallen haben.

Der BVB schien jedenfalls sichtlich beeindruckt vom Auftritt der Münchener und so fielen fast konsequent die beiden frühen Tore durch Mandzukic und Müller. Die FCB-Akteure spielten, als wollten sie sich in den ersten 15 Minuten sämtlichen Frust von der Seele schießen. Den Frust über die fünf Niederlagen gegen den BVB, den Frust über das verlorenen Champions-League-Finale, das DFB-Pokal-Finale und die verkorkste EM. Aber wahrscheinlich ist das schon wieder zu viel hineininterpretiert. Vielleicht hatten die Bayern einfach Lust auf Fußball. Was dabei herauskam war jedenfalls eine erste Halbzeit, die Lust auf den Ligastart macht. 

45x2 macht 90 Minuten Powerplay

Powerplay vom Feinsten, das die Bayernfans- zumindest ein paar – dazu verleitete, den Klassiker „Und ihr wollt deutscher Meister sein?“ anzustimmen. Wollen sie nicht! Sind sie! Zweimal in Folge! Ein bisschen mehr Demut würde manch einem Fan gut tun, das zeigte auch die zweite Halbzeit.

Der BVB zeigte sich deutlich verbessert und hatte einige hochkarätige Chancen (48./52./54./65./67.), bevor Lewandowski auf 1:2 verkürzte. Auch die Münchener hatten noch die eine oder andere Chance, sodass der Sieg aufgrund der ersten Halbzeit in Ordnung geht.

Gustavo vs. Martinez: Vorteil für "überragenden" Gustavo!

Als einer der Gewinner des Spiels darf sich Luis Gustavo fühlen, der neben Toni Kroos, in Abwesenheit von Bastian Schweinsteiger, auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld spielen durfte und vor allem in der ersten Hälfte ein „überragendes Spiel“ machte, wie es Jupp Heynckes nach dem Spiel einordnete. Gute Argumente gegen einen Transfer von Javi Martinez, oder zumindest gute Argumente dagegen 40 Millionen Euro zu investieren. (Ich würde ihn trotzdem holen, dann könnte man Tymo noch abgeben.)

Auch Emre Can zeigte erneut ein gutes Spiel auf der für ihn ungewohnten Linksverteidigerposition. Es scheint als müsten wir uns trotz Alabas Verletzung derzeit keine Sorgen machen.

Ein lachendes und ein weinendes Auge

Am Ende bleibt ein lachendes und ein weinendes Fan-Auge. Ein Lachendes, weil ich irgendwie dankbar bin für die zweite Halbzeit. Der Sieg war knapp, die Euphorie schwappt deswegen nicht über. Ein Weinendes, weil ich mich nach all den Enttäuschungen der letzten Saison wirklich über einen Kantersieg gegen den BVB gefreut hätte und es nach 15 Minuten realistisch erschien. Aber den Pokal haben wir ja trotzdem. Find ich super!


Michael Stricz

Sonntag, 5. August 2012

Kraftwürfel, Afro und Jungspund: Die Bayern-Gewinner der Vorbereitung


Na, spürt ihr es auch kribbeln? Bald ist es wieder soweit! Die Vorbereitung auf die neue Saison neigt sich beim FC Bayern so langsam dem Ende zu. Bereits kommendes Wochenende wartet Borussia Dortmund im Supercup. Zeit einen Blick auf die Gewinner der Vorbereitung zu werfen.

Zugegeben, wirklich aussagekräftig waren die meisten Testspiele nicht. Die EM-Teilnehmer sind erst vor 1-2 Wochen eingestiegen und haben bisher kaum Trainingseinheiten in den Beinen, da ist es verständlich, dass die Automatismen noch nicht greifen. Die Ergebnisse jedenfalls lesen sich ganz gut:

FCB - Unterhaching 1:0  (Alaba)
FCB - FC Ismaning  4:0   (Markoutz, Friesenbichler, Shaqiri, Schmitz)
FCB - Trentino-Auswahl 11:0    (Markoutz(2), Robben (3), Mandzukic, Alaba, Friesenbichler(3), Pizarro
FCB - Neapel 2:3 (Alaba, Shaqiri)
FCB - Beijing Guoan 6:0 (Robben, Pizarro, Müller, Mandzukic, Gomez)
FCB - Wolfsburg 2:1  (Mandzukic, Robben)
FCB - Paulaner-Traumelf: 15:0 (Srsly...who cares...)
FCB - Kaiserslautern  3:2  (Müller, Can, Shaqiri)
FCB - Bremen 2:4 i.E. (2:2) (Shaqiri, Kroos)
FCB - Hamburg 1:0  (Weiser)

Die erste halbwegs ernstzunehmende Standortbestimmung, wie es gerne genannt wird, gab es dieses Wochenende beim LIGA Total Cup in Hamburg, wo man Bremen im Elfmeterschießen unterlag und den HSV mit 1:0 besiegte. Fast alle Profis bekamen in der Vorbereitung ihre Einsatzzeiten und so bietet es sich an über die Gewinner und Verlierer der Vorbereitung zu sprechen. Beginnen wir mit den guten Nachrichten*:

Emre Can. Das letzte große Talent des FC Bayern?

Der 18-jährige Can ist für mich eine der positiven Erscheinungen der Vorbereitung. Körperlich bereits erstaunlich robust für sein Alter und mit einer Ruhe und Abgezocktheit, dass man kaum glauben kann, dass er erst dieses Jahr offiziell zum Kader der Profis gehört. Ich erinnere mich da beispielweise an seinen Hackentrick beim LIGA Total Cup. Eingesetzt wurde er entweder im defensiven Mittelfeld und gegen den HSV sogar auf der ungewohnten linken Außenverteidigerposition, wo er aber trotzdem ein gutes Spiel machte und gut mit Ribéry harmonierte. 

Ob er seine Einsatzzeiten schon in dieser Saison bekommen wird, wage ich zwar zu bezweifeln, aber mit diesen Anlagen wird er auf absehbare Zeit den Sprung in den Stamm der Profis auf jeden Fall schaffen.

Xherdan Shaqiri. Der nächste Fraaanck?

Zweiter großer Gewinner der Vorbereitung ist für mich der junge Schweizer Shaqiri. Dass man sich mit dem quirligen Mann auf jeden Fall in der Breite (ha!) gut verstärkt hat, war bereits in den Champions League Spielen gegen Basel zu erahnen. In der bisherigen Vorbereitung hat sich dies nochmal eindrucksvoll bestätigt. 

Kampfstark, verspielt und sehr spritzig präsentierte sich Shaqiri in den meisten Testspielen, steuerte zudem immerhin vier Treffer bei. Mit ihm gewinnt Jupp Heynckes einen variablen Offensivmann dazu, den man – das ist bereits erkennbar – ohne großen Qualitätsverlust ins kalte Wasser werfen kann. Wie auch Emre Can bringt Shaqiri bereits alle Anlagen mit, um in der Bundesliga zu bestehen. Im Gegensatz zu Can wird Shaqiri seine Einsatzzeiten aber definitiv bekommen.

Dante. Rapante?
Kommunikativ, kopfballstark und hochkonzentriert, so präsentierte sich Dante in seinen ersten paar Wochen beim FC Bayern und lieferte damit jede Menge gute Argumente für den Platz an der Seite von Holger Badstuber. Das dürfte nicht nur Lucien Favre schlaflose Nächte bereiten, sondern auch seinen beiden Konkurrenten Daniel van Buyten und Jerome Boateng. 

Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten leistete sich Dante keine einfachen Fehler und präsentierte sich in der Spieleröffnung ähnlich sicher wie Badstuber. Wenn er so weiter macht, führt für Jupp Heynckes an dem Brasilianer zum Ligastart kein Weg vorbei.


Und im nächsten Blog...
In den nächsten Tagen gibt es dann den zweiten Teil mit den Verlierern der Vorbereitung. Mit dabei, ein Mobbing-Opfer, ein Traumatisierter und ein mögliches Sicherheitsrisiko.


Michael Stricz


*Neben den hier genannten präsentierte sich David Alaba in der Vorbereitung ebenfalls in überzeugender Form. Er muss jedoch leider aufgrund seiner schweren Verletzung aus dem Spiel gegen Neapel beim Ligastart zuschauen.