Freitag, 2. November 2012

"Hab ich es nicht gesagt!?!" oder Zwei "Eigentore" machen keine Krise

Um mich an dieser Stelle ein wenig in meinem Ruhm und meiner Allwissenheit zu sonnen, tue ich das, was alle Menschen mit großem Ego von Zeit zu Zeit gerne tun: Ich zitiere mich selber.

"Es ist aber unwahrscheinlich, dass der FC Bayern GENAU so weitermacht. Es werden Spiele kommen, in denen nicht alles nach dem Gusto der Münchener verläuft..."

Das mag zugegeben keine bahnbrechende Erkenntnis gewesen sein, jedenfalls nicht für Menschen, die sich ernsthaft mit dem Thema Fußball beschäftigen. Schließlich verliert JEDE Mannschaft IRGENDWANN und JEDE Serie geht IRGENDWANN zu Ende. (DingDing! 6 € ins Phrasenschweine!)

Das das ganze jedoch so schnell nach meiner "Warnung" passiert - und an dieser Stelle frage ich mich selbst, WEN genau ich damit eigentlich warnen wollte - rechtfertigt meiner Meinung nach diese schamlose Selbstbeweihräucherung.

Nachdem wir nun die tägliche Dosis Narzissmus hinter uns gebracht haben - danke, dass ihr bis hierhin weitergelsen habt - kommen wir nun zu den ernsten Dingen des Lebens:

Der FC Bayern hat ein Spiel verloren! Noch schlimmer: Er hat ein Bundesligaspiel verloren!!! Damit endet die Sieges-Serie und der FC Bayern schlittert postwendend in die Krise. So schnell kann es gehen.

Kann! Denn, dass der FC Bayern von einer Krise weiterhin so weit entfernt ist, wie vom Gewinn der spanischen Meisterschaft, wird jedem klar, der sich das Spiel gegen Leverkusen genauer betrachtet.

2 "Eigentore" machen noch keine Krise

Alleine die Tatsache, dass dieses Spiel verloren wurde ist ebenso absurd wie die Art und Weise, wie die Gegentore gefallen sind. Erstes Tor: Quasi Eigentor unseres Kapitäns Phillip Lahm. Was sich der Gute bei der Aktion gedacht hat, werden wir wohl nie erfahren.

Dann das zweite Tor: Für mich ein gefühlt glasklares Eigentor von Jerome Boateng. Dass Sidney Sam dieses Tor als das seine gewertet bekommt, ist ihm wohl ebenso unerklärlich wie peinlich. Ich bin mir nichtmal sicher, ob er da überhaupt auf das Tor von Manuel Neuer köpfen wollte, schließlich ging sein Kopfball ziemlich genau Richtung Eckfahne. Seis drum!

Hungrige Bayern wollen den Sieg

Der FC Bayern war aber trotz der Niederlage die klar bessere Mannschaft. Das erste Gegentor fiel praktisch aus dem Nichts. Das Zweite in einer Phase, in der die Bayern alles nach vorne warfen. Man kann jetzt natürlich die Frage stellen - und einige haben diese Frage gestellt - ob es nicht cleverer gewesen wäre, sich am Ende mit einem Punkt zufrieden zu geben, beziehungsweise, ob vielleicht die Jagd nach einem weiteren Sieg, um die Serie auszubauen, die Bayern jede taktische Zurückhaltung aufgeben ließ.

Meiner Meinung nach wäre es anhand des Spielverlaufs albern gewesen, sich mit einem Punkt zufrieden zu geben. Ich sehe zudem lieber eine hungrige Mannschaft, die alles nach vorne wirft, die mit letztem Einsatz versucht das Maximum aus jedem Spiel herauszuholen, als ein Team, das sich nach Rückständen oder Rückschlägen in sein Schicksal fügt und auf das nächste Spiel hofft. Nur so kommen wir wieder dahin, wo wir hinwollen!

Ich liebe Manuel Neuer!

Paradebeispiel in dieser Beziehung ist Manuel Neuer. Wenn man dessen Willen und dessen Einsatz in den letzten 5 Minuten des Spiels gegen Leverkusen gesehen hat, kann man diesen Typen einfach nur lieben! Und um einen viel zu inflationär benutzten Ausdruck zu benutzen: Das war Kahnesk! Schade, dass er dafür nicht belohnt wurde.

Es gibt jedoch auch Kritikpunkte, die es aufzuarbeiten gilt: Unsere Schwäche nach Standards ist inzwischen wirklich peinlich. Vor allem die Eckbälle sind derart harmlos, dass man sich fragt, warum wir überhaupt noch zum Eckstoss antreten. Ich glaube manchmal, es wäre besser, den Ball einfach ins Toraus zu befördern, damit wir uns wenigstens keinen Konter einfangen. Wir haben soviele potentiell gute Standard-Schützen: Toni Kroos, Xherdan Shaqiri, David Alaba, Franck Ribery, Arjen Robben, etc. Also wieso kommt dabei so wenig rum?

Fehlende Effektivität und Standardschwäche als Genickbrecher

Desweiteren kamen wir gegen Leverkusen ungefähr 10 Mal mit dem Ball auf die Grundlinie, der Ertrag dabei war aber gleich Null. Stimmen die Laufwege in der Mitte nicht? Stimmt das Timing nicht? Kann außer Franck Ribery niemand präzise Flachpässe in die Mite spielen (Hallo Phillip Lahm???)? Man weiß es nicht, auf jeden Fall muss der FC Bayern daran arbeiten.

Auch personaltechnisch griff Jupp Heynckes meiner Ansicht nach daneben. Statt Alaba für Holger Badstuber zu bringen und damit die linke Seite mit Alaba und Shaqiri offensiv auszurichten, entschied sich Heynckes für die Achse Alaba-Badstuber und ließ Shaqiri zunächst draußen. Eine Fehleinschätzung, die er aufgrund Badstubers Verletzung in der Halbzeit korrigieren musste.

"B-Elf" zerlegt Lautern, Alaba und Robben überragend

Am Mittwoch folgte dann die Rehabilitation im Pokalspiel gegen den FC Kaiserslautern. Aber was heißt Rehabilitation? Es stand schließlich bis auf David Alaba und Jerome Boateng keiner der Spieler des Leverkusen-Spiels auf dem Platz. Dafür bekamen die Reservisten ihre Chancen.

Mir war klar, dass die Sache gutgehen würde, schließlich stand eine Mannschaft auf dem Platz, die in der Bundesliga wohl locker die Champions League erreichen könnte und immerhin 8 aktuelle Nationalspieler beinhaltete, darunter Javi Martinez, Xherdan Shaqiri und Arjen Robben.

Vorallem den Langzeitverletzten Alaba und Robben war die Spielfreude deutlich anzumerken. Robben zeigte sich als Kapitän wie aufgedreht, feuerte seine Mitspieler immer wieder an, spielte mannschaftsdienlich wie selten und erzielte trotzdem 2 Tore.

Alaba begeistert mich von Spiel zu Spiel mehr. Der Junge versprüht eine derartige Lust am Spiel, ist trickreich, ballsicher, kreativ und variabel wie kaum ein anderer Bayernspieler. Gegen Kaiserslautern begann er im linken Mittelfeld und spielte den Gästen teilweise Knoten in die Beine.

Durch die Verletzung von Holger Badstuber erwarte ich ihn am Samstag gegen Hamburg auf der linken Abwehrseite. Zusammen mit dem hoffentlich einsatzbereiten Ribery wird er auch die Hamburger vor große Probleme stellen, da bin ich sicher.





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