Samstag, 26. März 2011

Baustellenbesichtigung: Der Bayernkader 2011/2012

Miroslav Klose steht in Kaiserslautern zum ersten Mal seit dem 6. Spieltag wieder in der Startformation. Der geneigte Fußballfan weiß, das kann nur eins heißen: Die Bundesliga pausiert und Jogis Jungs dürfen ran. Miros darf also dieses Wochenende gegen Kasachstan Selbstvertrauen tanken für die Schlussphase des nächsten Bayernspiels und ich habe Zeit mir Gedanken zu machen, wie der Kader unter Jupp Heynckes aussehen wird.

Gesetzt den Fall der FC Bayern erreicht die CL dürfen wir uns wohl auf eine Einkaufstour gefasst machen, wie es sie zuletzt 2007/2008 gab. Damals holte man die Weltstars Ribéry, Klose und Toni und gewann souverän das nationale Double. Einen ähnlichen Saisonverlauf erwarten nicht nur Fans und Medien, sondern vor allem die Chefetage um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.

 
Welche Formation?
Jupp Heynckes wird vermutlich nicht von Louis van Gaals 4-2-3-1-System abrücken, auch wenn absehbar ist, dass in der neuen Saison wieder mehr Wert auf die Defensive gelegt werden wird. Ich hoffe, dass der Verein auch in Zukunft dieser Formation treu bleibt und Spieler entsprechend eingekauft werden. Die Dominanz der Flügelzange Robben und Ribéry legt das System mit einem Stürmer nah. Zudem verlangt die offensive Grundausrichtung der beiden Außen eine Doppelsechs als Absicherung. Solange Rib & Rob in München spielen – und ich hoffe das tun die beiden noch lange – führt am 4-2-3-1 kein Weg vorbei.


Wer kommt?
Tor: Ja, ich mag Thomas Kraft. Ja, ich bin mit seinen Leistungen in der Rückrunde sehr zufrieden. Ja, ich bin finde auch, dass er tolle Anlagen hat. Ja, ich bin dafür, dass der eigene Nachwuchs eine Chance bekommt. ABER. Manuel Neuer ist der derzeit mit Abstand beste deutsche Torwart und eine Investition, die sich mit Sicherheit lohnen wird. Ich hoffe wirklich, dass er nächstes Jahr nach München kommt. Sollte Thomas Kraft zwischen den Pfosten stehen ist mir trotzdem nicht bange.

Die Abwehr ist ohne Zweifel die größte Baustelle des Rekordmeisters. Mindestens einen Innenverteidiger und einen rechten Verteidiger muss man verpflichten, um die Versäumnisse der Vergangenheit zu beheben. Mein persönlicher Favorit für die Innenverteidigung ist, neben Mats Hummels (den wir leider Gottes nicht bekommen werden), Giorgio Chiellini von Juventus Turin. Sollte Philipp Lahm wieder auf die linke Seite wechseln, was ich sehr begrüßen würde, sehe ich vor allem Gregory van der Wiel und Fabio Coentrao als A-Lösungen für die rechte Abwehrseite. Alle anderen Namen, von Pogatetz über Dante und Mertesacker bis hin zu irgendwelchen ominösen Südamerikanern (lernen wir es eigentlich nie?),  halte ich für absoluten Unsinn. Der FC Bayern hat den Anspruch die Champions League zu gewinnen, also muss auch entsprechend investiert werden.

Im Mittelfeld muss ein neuer Backup für Robben oder Ribéry gefunden werden. Zudem hoffe ich, dass Heynckes Arturo Vidal aus Leverkusen mitbringt. Der Chilene spielt eine überragende Saison und kann fast jede Position im Mittelfeld spielen. Ivo Ilicévic hat diese Saison ebenfalls einen guten Eindruck hinterlassen und man könnte ihn für wenig Geld bekommen. Das Wichtigste ist qualitativ ordentliche Spieler zu finden, die aber nicht murren, wenn sie den Großteil der Saison auf der Bank sitzen. Thomas Müller und Arturo Vidal können die Position auf den Außen ebenfalls besetzen, sodass man in diesem Fall nur noch maximal einen weiteren Backup für Robbery benötigt.

Im Sturm hat der FC Bayern derzeit am wenigsten Sorgen. Mario Goméz hat diese Saison endlich seine Form aus Stuttgarter Tagen gefunden und überzeugt seit seiner Beförderung zum Stürmer Nummer 1. Dahinter wartet mit Ivica Olic ein weiterer Angreifer mit europäischem Niveau. Auch Thomas Müller kann die Position in der Spitze besetzen. Sollte man hier von Verletzungen verschont bleiben, wäre jeder investierte Euro verschwendetes Geld.


Wer geht?
Breno hat bereits nach dem Ausscheiden in der Champions League via Twitter verkündet, dass er gerne wieder in seine Heimat wechseln möchte. Nach den Böcken der letzten Spiele kann ich mir nicht vorstellen, dass ihm der Verein Steine in den Weg legen wird. Daniel van Buyten wird seinen Vertrag bis 2012 vermutlich erfüllen und anschließend ebenfalls den Verein verlassen. Nächste Saison sehe ich ihn aber vor allem als Backup in der Innenverteidigung.

Im Mittelfeld wird es aller Voraussicht nach eine Reihe von Abgängen geben. Hamit Altintop wird seine Zelte in München vermutlich abbrechen und zurück in seine Heimat oder zu einem anderen Bundesligisten wechseln. Zu unbeständig und zu lethargisch waren seine Einsätze, sodass ich ihm keine Träne nachweine. Andreas Ottl sollte auch endlich einsehen, dass er bei einer anderen Mannschaft vielleicht besser aufgehoben wäre. Die Konkurrenz im defensiven Mittelfeld ist riesig und selbst als Ergänzungsspieler wünsche ich mir einen Spieler mit mehr Qualität. Nürnberg ist ja auch nicht schlecht Andy. Bei Anatolij Tymoshchuk bin ich wirklich gespannt, gehe aber auch hier derzeit von einem Abschied im Sommer aus. 

Im Sturm dürfen wir uns wohl von Miroslav Klose verabschieden. An Mario Gomez führt auch im nächsten Jahr kein Weg vorbei. Ivica Olic ist wieder fit und auch Thomas Müller kann notfalls im Sturmzentrum spielen. Da bleibt kein Platz mehr für den alten Mann, der ja bereits angedeutet hat seine EM Teilnahme 2014 nicht gefährden zu wollen. Machs gut Miro!


Geht das gut?
Trotz der riesigen Investitionen und dem großen Ziel CL Finale in München könnte die Stimmung bei den Bayern im kommenden Jahr nicht besser sein. Don Jupp und Patron Uli sind alte Freunde. Auf medienwirksam ausgetragene Kleinkriege wird der Boulevard kommende Saison verzichten müssen, ist aber für Verein und Fans nicht weiter schlimm.
Der Großteil der Mannschaft kennt und schätzt den neuen Trainer bereits, trotzdem ist Frieden nicht garantiert. Heynckes gilt als jemand der sich nicht vor Konfrontationen mit seinen Stars scheut. Der Konflikt mit Michael Ballack in Leverkusen ist aktuell Beleg dafür.
Vor allem die beiden Artisten Ribéry und Robben werden sich sicher das eine oder andere Mal mit dem Neuen reiben, da Heynckes von ihnen mehr Defensivarbeit einfordern wird. Für die Jungen ändert sich hingegen nicht viel, war doch auch van Gaal schon ein Verfechter des Jugendstils. Vor allem von Toni Kroos erwarte ich nächstes Jahr eine deutliche Leistungssteigerung, hatte er doch unter Heynckes bei Bayer Leverkusen seine beste Zeit.

Die Vorzeichen für die neue Saison stehen gut. Bleibt zu erwarten, ob die Mannschaft die jetzt schon hohen Erwartungen erfüllen kann.


Montag, 21. März 2011

FC Bayern - Freiburg: Die Rückkehr der Duselbayern

Kaum spricht man den Bayern die Qualität ab, Spiele in den letzten Minuten zu gewinnen, schon beweisen sie, dass es eben doch geht. Der Boulevard jubiliert: „Die Rückkehr der Duselbayern“.
Was der FC Bayern allerdings während der 90 Minuten ablieferte war alles andere als ein fußballerischer Leckerbissen. Mario Gomez köpfte nach Riberys Freistoß zunächst das frühe 1:0. Sein insgesamt 19. Saisontreffer, dieser Mann ist ein Phänomen. Anschließend verlor der FCB jedoch völlig seine Linie. Freiburg war das dominante Team und bestimmte die Partie. Luiz Gustavo, der erneut mit van Buyten die IV bildete, erwischte im Breisgau einen rabenschwarzen Tag. Zunächst ließ er einen Steilpass der Freiburger einfach passieren und zwang so Kraft zu einem Foul an Cisse, der dann allerdings den folgenden Elfmeter kläglich vergab. Nochmal gutgegangen! Nur wenige Minuten später stand Gustavo erneut neben sich und ließ Cisse nach einer harmlosen Hereingabe völlig frei stehen. Diese Chance nutzte Cisse und erzielte den hochverdienten Ausgleich. Gustavo war für mich an diesem Tag eine absolute Katastrophe. Da sage noch einer wir seien zu leicht ausrechenbar. Blödsinn! Man kann wirklich nie wissen welcher Bayernspieler heute für Slapstickeinlagen zuständig ist.

Die zweite große Enttäuschung an diesem Tag war der bereits früh ausgewechselte Arjen Robben. Als er seinen Arbeitstag nach 27 Minuten beendete, hatte der Holländer gerade vier(!) Ballkontakte gesammelt und wirkte doch arg lustlos. Ob dies nun mit einer Verletzung zusammenhing oder eine emotionale Spätfolge der Niederlage am Mittwoch war, lässt sich schwer beurteilen. Allerdings war die Körpersprache für mich pure Provokation. Die Befürchtungen, dass er die Länderspielreise der Holländer trotzdem mitmachen würde, haben sich ja glücklicherweise nicht bestätigt. Alles Andere wäre für mich aber auch nicht nachvollziehbar gewesen.

Aber zurück zum Geschehen auf dem Rasen. Es war wieder eines dieser Spiele, in denen man nicht das Gefühl hatte, dass die Bayern nochmal zulegen können. Doch zum Glück für uns schien den Freiburger nach der Halbzeit einzufallen, dass sie gegen den FCB spielen und sie verfielen in eine unerklärliche Schockstarre. Ob es Angst vor der eigenen Courage war? Ob Robin Dutt eine van Gaalsche Halbzeitansprache hielt? Ob den Freiburger erst nach 45 Minuten klar wurde, dass sie ja gegen Bayern eigentlich zu verlieren haben? Ich weiß es nicht und es interessiert mich im Nachhinein auch nicht. Tatsache ist, dass sich Freiburg völlig unerklärlicherweise zurückzog und den Bayern das Spiel überließen. Ja ich sage absichtlich „das Spiel überließen“ weil ich der Meinung bin, dass der Verlauf der zweiten Hälfte weniger mit der Stärke der Bayern als vielmehr mit der Schwäche der Freiburger zu tun hatte. Dieses mangelnde Selbstbewusstsein kann man jedoch auch als positives Signal sehen. Die Liga hat noch nicht vergessen wer wir sind. 

Bayern dominierte also die zweite Halbzeit ohne dabei spielerisch zu glänzen. Freiburg brachte nach vorne nicht mehr viel zu Stande und Bayern blieb ebenfalls lange harmlos. Kurz vor Schluss fasste sich Ribery schließlich ein Herz und hämmerte den Ball aus gut 16 Metern entschlossen ins lange Eck. Der anschließende Jubel zeigte in aller Deutlichkeit, wie es derzeit um den Seelenzustand der Mannschaft bestellt ist. Ich hoffe dieser Sieg war eine Initialzündung für die kommenden Spiele, das Restprogramm ist durchaus machbar. Ich bin allerdings beeindruckt von der Kaltschnäuzigkeit der Hannoveraner und Leverkusener. Das wird kein Zuckerschlecken. Aber immerhin haben wir wieder zwei Punkte auf Dortmund gutgemacht… Apropos Dortmund. Ich finde es immer wieder amüsant zu beobachten, wie schlecht Jürgen Klopp mit Rückschlägen umgehen kann. Flattern da etwa jetzt doch die Nerven? Allen die es noch nicht gesehen haben, empfehle ich dringend sich das Studiointerview mit Klopp und Tuchel auf sky.de anzuschauen. Ganz grosses Kino.

Mittwoch, 16. März 2011

FC Bayern - Inter Mailand: Das Ende aller Träume

Es sind nun einige Stunden vergangen seit dem Aus in der Champions League. Die erste Wut ist verflogen und die Fassungslosigkeit und Trauer überwiegt. Auch am Tag danach kann ich immer noch nicht verstehen, wie um alles in der Welt der FC Bayern dieses Spiel verlieren und damit den bereits sicher geglaubten Einzug ins Viertelfinale der Champions League verpassen konnte. Es hätte so schön sein können: Inter im Hinspiel in letzter Minute besiegt, den Rückstand im eigenen Stadion binnen weniger Minuten in eine 2:1 Führung verwandelt, den Gegner anschließend nach allen Regeln der Kunst an die Wand gespielt, Chance um Chance erarbeitet…alles umsonst. 

Die ersten 20 Minuten hab ich glücklicherweise verpasst, sodass ich nur einmal in Depression verfallen musste. Und was die Mannschaft zwischen der 21. Und 64. Minute auf den Rasen zauberte ließ mich euphorisch jubeln, ließ mich daran zweifeln, ob die Trennung von van Gaal wirklich richtig ist, ließ mich daran glauben, dass in dieser Saison international doch noch was drin ist. Nur 30 Minuten später stand ich fassungslos vor dem Fernseher und konnte nicht glauben was da passiert war. 

Es wurde an anderer Stelle schon bemerkt: Diese 90 Minuten sind Sinnbild für die ganze Saison des FC Bayern. Nach vorne phasenweise geniale Momente, aber fahrlässig im Umgang mit den Chancen. Hinten ein Hühnerhaufen, sobald der Gegner mal ernst macht. Wo ist die Effektivität vergangener Spielzeiten? Ich schäme mich ja fast das zuzugeben, aber ich sehne mich nach den eiskalten Bayern, die auch mal schlecht spielen und dann kurz vor Schluss in unnachahmlicher Manier das 1:0 schießen. Dreckige Siege, das war einst ein Markenzeichen dieser Mannschaft. Aber von den Duselbayern ist nicht mehr viel übrig geblieben. Natürlich kommt dann auch Pech dazu, aber die Wahrheit ist: Wir sind dieses Jahr einfach nicht clever genug. Wer gegen dieses Inter Mailand nicht weiterkommt, dem kann man nicht helfen.
Das Spiel erinnerte mich leider frappierend an das verlorene Finale gegen Manchester United. Auch hier war man über weite Strecken des Spiels die bessere Mannschaft, zeigte teils begeisternden Fußball und musste dennoch kurz vor Schluss alle Hoffnungen begraben. Ich möchte hier keine einzelnen Spieler an den Pranger stellen. Jeder hat die Szenen gesehen und jeder kann sich seine eigene Meinung darüber bilden, warum die Tore entstanden sind und wer letztendlich an der Niederlage schuld sein soll. 

Ich musste ein wenig schmunzeln, als ich Ottmar Hitzfeld nach dem Spiel bei Sky gehört habe und er von der ach so stabilen Abwehr letztes Jahr berichtete, die seiner Meinung nach ein Garant für das Erreichen des Finals war. Stabile Abwehr letztes Jahr??? Hab ich was verpasst Ottmar? Ich erinnere an die 2 Niederlagen gegen Bordeaux (1:2, 0:2) in der Vorrunde, an die Spiele in Florenz und Manchester (2:3) und natürlich an das Finale (0:2). Souveräne Abwehrarbeit geht anders. Das der Verein weder in der Sommerpause, noch nach den Erfahrungen der Hinrunde reagiert hat, müssen sich van Gaal und die Bosse ankreiden lassen.
Jetzt ist also das Schreckensszenario komplett und alle 3 Titel sind für dieses Jahr futsch. Das Unvorstellbare daran: Alle Titel wurden zuhause(!) verspielt. 

Was bleibt nun am Ende? Ich persönlich hoffe, dass wir endlich aus den Fehlern lernen. Es müssen mindestens 2 NAMHAFTE Verstärkungen für die Abwehr her. Das Defensivkonzept muss ENDLICH überdacht werden. Der einzige positive Aspekt ist, dass nun auch endlich die Illusion geplatzt ist, diese Saison vielleicht noch mit dem Champions League Titel retten zu können. Man kann sich jetzt voll auf die Bundesliga konzentrieren und ich hoffe die Mannschaft setzt alles daran Platz 2 zu erreichen. Was passiert wenn man die Champions League verpasst hat Arjen Robben ja schon angedeutet.

Punkte sind jetzt das beste Mittel gegen diese Katerstimmung.

Sonntag, 13. März 2011

FC Bayern - HSV: Brechende Dämme und leere Ränge

Nach den turbulenten Ereignissen der letzten Tage hat es der FC Bayern geschafft den freien Fall zu stoppen. Mit einem 6:0 gegen den ebenfalls krisengeschüttelten HSV rückt der dritte Platz wieder in Reichweite. Ich warne jedoch eindringlich davor diesen Sieg überzubewerten, wenngleich er auch in dieser Höhe absolut verdient war.

Die erste Halbzeit war alles andere als souverän, aber das war von der Mannschaft in einer solchen Situation auch kaum zu erwarten. Dennoch erschreckt es mich persönlich immer wieder, wie leicht sich unsere Mannschaft teilweise abkochen lässt. Marcel Reif hat das sicher richtig eingeschätzt, als er von einem „sehr labilen Gebilde“ sprach. Die beiden ersten Tore durch Arjen Robben fielen dann psychologisch gesehen glücklicherweise genau zum richtigen Zeitpunkt (40./47.). Und wenn es dann mal läuft, läuft es eben. (3€ ins Phrasenschwein) Nochmals Robben (55.), sowie Ribery (64./85.) und Müller (79.) stellten den Endstand gegen harmlose Hamburger her. Besonders Ribery hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich für ihn persönlich, dass er zwei wunderschöne Tore erzielen konnte. Gegen Inter Mailand steht uns jedoch nächsten Dienstag wieder ein völlig anderes Spiel bevor, wobei das gestern getankte Selbstvertrauen sicher Gold wert ist.

Was ich am Samstag neben dem Spiel interessant fand, waren die leeren Ränge auf der Südtribüne. Grund dafür waren anscheinend verschärfte Einlasskontrollen in den betreffenden Blöcken, da es in den vergangenen beiden Heimspielen in der Südkurve sehr voll war. Damit wollte man die gängige Praxis unterbinden Sitzplatzkartenbesitzer in die Kurve zu schleusen. Aus Protest gegen diese Maßnahme entschied sich die Schickeria dann anscheinend dazu, lieber in den Gängen hinter der Haupttribüne zu verweilen, was man auch deutlich im TV hören konnte. Am Montag soll es wohl ein Treffen zwischen dem Vorstand und Mitgliedern der Schickeria geben, um das Problem aus der Welt zu schaffen.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher was ich von der ganzen Sache halten soll. Ich tendiere aber dazu mich auf die Seite des Vereins zu schlagen. Ein derart überfüllter Block ist grundsätzlich ein Sicherheitsrisiko, sollte es zu einer Panik kommen. Zudem kam es in den vergangenen Spielen (v.a. auswärts) zunehmend zum Einsatz von Pyrotechnik und in einem überfüllten Block haben es Ordern und Polizei sicherlich schwerer einzugreifen und die Verursacher zu erkennen. Auch wenn dieses „Einschleusen“ anscheinend in den Stadien Gang und Gäbe ist und toleriert wird, muss man es ja noch nicht gutheißen. Das ist allerdings nur meine persönliche Einschätzung und ich bin gespannt, was der Gipfel zwischen Fans und Vorstand ergibt. Ich wünsche mir am Dienstag gegen Inter Mailand natürlich eine volle Südkurve, die den FC Bayern lauthals unterstützt und in die nächste Runde bringt.

Donnerstag, 10. März 2011

Das Ende einer Ära...und mit Ära meine ich kurzes Intermezzo


Louis der Große verlässt uns also zum Ende der Saison. Ein Abschied auf Raten sozusagen. Und das unter anderen durch den Mann, der dieses Vorgehen noch bei anderen Vereinen für „nicht sinnvoll“ hielt. Ja unser Uli ist eben inzwischen ganz Präsident und in der Tradition des FCB darf man da eben sagen was man will und wann mal will. Muss man sich verdienen diesen Status. Hat er auch. Das macht ihn aber nicht unfehlbar. Genauso wenig wie unseren King Louis, das Feierbiest, die Nase – wie er angeblich gerne genannt wird. Macht ihm aber nichts, denn er hat ein großes Ego. Und genau das wird ihm jetzt zum Verhängnis. Nicht das große Ego an sich natürlich, denn das gibt’s mit dem Vertrag beim FC Bayern ja quasi gratis dazu. Aber dieses Ego verleitet nun einmal dazu, dass man nicht zuhört, wenn die anderen sprechen. Und ja Herr van Gaal, manchmal haben die anderen auch Recht. Nicht immer. Aber manchmal. Es mag ja bei einigen Spielern funktioniert haben, sie auf neuen Positionen zu etablieren, aber Gustavo ist ein besserer 6er als Pranjic, der ein besserer linker Verteidiger und ein Tymoschuk gehört ins DM und nicht in die Abwehr. Nicht ihr einziger taktischer Fehler dieses Jahr.

Wenn ich mir die Entwicklung der letzten 14 Tage anschaue, wie die Mannschaft zuerst gegen Dortmund, dann gegen Schalke und schließlich sogar gegen Hannover baden ging – deren Leistung diese Saison in Ehren – dann blutet mir als Bayernfan das Herz. Und meinen Nachbarn aufgrund meiner Flüche die Ohren. Eine derartige Aneinanderreihung von lustlosen und blutleeren Vorstellungen habe ich lange nicht mehr erlebt. Gerade von den Hoffnungsträgern unserer Mannschaft kam in diesen Spielen Wenig bis Garnichts. Wo war Kapitänchen Lahm? Wo war unsere berüchtigte Flügelzange, um die uns ganz Europa beneidet? Der Zirkus Sarasani hat wohl Samstags gerade geschlossen. Sie müssen bei diesen Spielen aber zumindest im Stadion gewesen sein, denn danach standen sie zumeist brav vor den Mikrofonen der Presse und gaben schlaue Erklärungen ab, wie das denn nun schon wieder passieren konnte.
Ich kann es euch sagen wie das passieren konnte:
1. Die anderen sind mehr gelaufen als ihr.
2. Die anderen haben sich nicht auf ihre spielerische Klasse verlassen, sondern waren bereit zu kämpfen. Das können nämlich auch Weltklassespieler, siehe Barcelona oder Madrid.
3. Das Ganze Theater um den Trainer, das seit Monaten anhält, liefert euch ein tolles Alibi für diese Auffassung eurer ARBEIT.

Was die Mannschaft gegen Hannover über weite Strecken zeigte war nichts als Arbeitsverweigerung. Wenn sich ein Schweinsteiger heute vor die Presse stellt und sagt er finde es schade, dass der Trainer geht, dann muss ich mich fragen, ob da wieder der Schweini steht, der nicht kapiert hat, wie das Geschäft funktioniert. Die Mannschaft verliert, der Trainer geht. Das kann dir sogar dein Kumpel Poldi…Entschuldigung Podolski erklären.

Was mich allerdings am meisten ärgert ist Punkt 3. Die völlig unnötigen Zwischenrufe des Vorstands, die zu diesem Dilemma geführt haben und jetzt ihren Höhepunkt in der vorzeitigen Auflösung des Vertrags gefunden haben. Dieser mediale Kleinkrieg tut keiner Mannschaft gut. Das, lieber Uli, muss ein Mann, der solange im Geschäft ist wie du, wissen. Die jetzt geheuchelte Unterstützungsparolen lassen sich nur mit van Gaals absolutem Lieblingssatz beschreiben: „Das is unglaublich.“

Rückblick FCB - BVB: Warum Mailand nicht Turin ist

Der FC Bayern hat gestern sein Heimspiel gegen Borussia Dortmund und damit auch die letzte realistische Chance auf die deutsche Meisterschaft (ja ich habe noch daran geglaubt) verloren. Das Selbstvertrauen, das man sich unter der Woche beim überzeugenden Spiel in Mailand geholt hatte ist schon wieder verflogen und der erhoffte Durchmarsch, der im letzten Jahr nach dem Spiel in Turin begann, ist bereits nach dem ersten Schritt abgebrochen. Es bleibt unter dem Strich zumindest national eine Seuchensaison für den FC Bayern. Nächste Woche geht es in Hannover nicht um Platz 1, nicht um Platz 2, sondern um Platz 3. Der berechtigt 2012/2013 immerhin zur sicheren CL-Teilnahme – nicht diese Saison.
Den mit diesem Zustand verbunden Aktionismus halte ich allerdings für völlig überzogen, sowohl was die Forderung nach der Ablösung des Trainers, als auch was den Ruf nach massiven Verstärkungen angeht. Was gegen Inter Mailand (immerhin amtierender Champions League Sieger) zumindest gut genug war kann nicht 3 Tage später gegen Dortmund auf einmal so schlecht sein.
Die einzige wirkliche Baustelle, die ich nachwievor sehe ist die Innenverteidigung. Wobei ich auch hier wieder darauf verweisen möchte, dass ein  Defensivkonzept nicht greifen kann, wenn wir quasi ohne defensives Mittelfeld spielen. Das hat man beim Spiel gegen Köln in der zweiten Hälfte gesehen und auch gestern. Waren es vor 2 Wochen noch Pranjic und Ottl, die mit unterirdischen Zweikampfwerten und ohne Präsenz die Kölner quasi zum Tore schießen eingeladen haben, so stand gestern mit Bastian Schweinsteiger die Säule im defensiven Mittelfeld völlig neben sich. Das kann man vielleicht einmal kompensieren, aber nicht wenn der andere defensive Mittelfeldspieler Daniel Pranjic heißt - und nicht wenn der Gegner Borussia Dortmund heißt.
Wobei ich hier auch die Taktik von Louis van Gaal nicht ganz nachvollziehen kann. Warum lässt er Gustavo nicht Nuri Sahin, das Herz des gegnerischen Spiels bewachen? Hat Gustavo nicht gegen Sneijder gezeigt, dass er diese Aufgabe mit Bravour lösen kann? Traute van Gaal wirklich Pranjic diese Aufgabe zu? Oder hatte er nur Angst, dass Pranjic gegen Götze auf links noch schlechter zurechtkommt? Holger Badstuber erwischte gestern leider ebenfalls einen rabenschwarzen Tag und wurde verständlicherweise zur Halbzeit ausgewechselt. Erlöst könnte man auch sagen. Breno machte wie ich finde ein anständiges Spiel, auch wenn ich denke, dass van Gaal weiterhin auf Badstuber setzen wird und dieser sein derzeitiges Tief überwinden wird.
Es gibt natürlich noch andere Gründe für die Niederlage. Robben fand nicht statt, ebenso Müller und Gomez. Jedoch muss man hier auch als Bayernfan einfach mal so fair sein und den Hut vor der Defensivleistung der Dortmunder ziehen. Wer es schafft die Offensive des FC Bayern quasi über 90 Minuten aus dem Spiel zu nehmen – und das nicht durch Mauertaktik, sondern durch eine unfassbare Leidenschaft, Laufbereitschaft und konsequentes Doppeln  – der hat sich nicht nur die drei Punkte an diesem Tag redlich verdient, sondern wird (höchstwahrscheinlich) völlig verdient deutscher Meister.
Was ich  allerdings hundertprozentig weiß – und das wird Bayern-und Dortmundfans gleichermaßen freuen – am Mittwoch wird Schalke 04 im DFB-Pokal  für diese Niederlage büßen müssen. Jede Niederlage hat eben auch ihre guten Seiten.