Sonntag, 28. April 2013

Stricz of Munich Podcast (4) - Steuersünder, Maulwürfe und Genies...und Schnabeltassen

0:01 Begrüßung, Agenda 2:30 Uli Hoeneß und der Fiskus 23:43 Mario Götze und die Medien 42:26 Die Bayern-Gala gegen den FC Barcelona 55:40 Verabschiedung und Gewinnspiel

Dienstag, 23. April 2013

Das beste Spiel dieses Jahrtausends. Danke.

1.11 Uhr München, Haidhausen. Im Hintergrund spricht Franz Beckenbauer über die Überlegenheit des FC Bayern in der ersten Halbzeit. Die Tabs auf meinem Desktop tragen bereits Titel wie "Pressing at its best", "Javi Martinez  the key weapon..." oder "Wir sind Helden".

Ich lächele unwillkürlich bei dem Blick auf jede einzelne Schlagzeile nach diesem Abend.

Im Moment läuft auf Sky die Wiederholung des Halbfinal-Hinspiels zwischen dem FC Bayern und dem FC Barcelona. Das Aufeinandertreffen der vielleicht beiden besten Vereine der letzten Jahre. Entschieden ist das Duell dagegen längst.

Marcel Reif beginnt jetzt, zu Beginn der zweiten Halbzeit, die Ausführungen zu den ersten 45 Minuten. In meinem Kopf sind die Gedanken noch immer dabei sich zu sortieren. Was ist da heute passiert und was bedeutet es?

Mitten hinein platzt mein Bruder. Er will anstoßen mit den Worten "auf einen tollen letzten Abend in München". Ich lächle ihn an und bringe verbal nur wenig Sinnvolles zu Stande.

Es liegt nicht an mir. Worte fehlen mir selten. Es liegt an den Ereignissen des Abends. Es liegt an dem, was der FC Bayern heute Abend vollbracht hat.

Während ich noch nach Ausdrücken für das Geschehene suche, erzielt Mario Gomez zum zweiten Mal an diesem Abend das 2:0 für die Münchener. Ausgerechnet dieser Gomez!

Was wurde nicht alles über ihn geschrieben. Chelsea soll ein Angebot abgegeben haben. Technisch limitiert, nicht gut genug soll er sein. Aber heute trifft er. Mal wieder.

An diesem Abend ist alles egal: Hoeneß, Götze und was sonst noch so passiert ist in den letzten turbulenten Tagen. Die Mannschaft schafft es all das abzuschütteln.

Sie schafft es, gegen die über Jahre beste Mannschaft der Welt eine Leistung hinzulegen, über die noch in Jahren gesprochen werden wird.

Sie schafft das Unmögliche. Sie schafft die Bewältigung des 0:4 in Barcelona 2009.

Sie schafft aber noch mehr.

Barcelona ist nicht mehr die beste Mannschadt des Kontinents, nicht mehr die beste Mannschaft der Welt.

Und all das schaffte der FC Bayern in nur 90 Minuten.

Ich sehe diese 90 Minuten nun zum zweiten Mal. einige Szenen vielleicht sogar zum zehnten oder zwanzigsten Mal. Ich beobachte mit meinem Bruder die Laufwege von Javi Martinez (Was für ein Monsterspiel des Spaniers!!!) , analysiere anhand des Standbilds beim 2:0, ob Gomez wirklich im Abseits stand. (Möglich.)

Und das Schöne daran ist: Es spielt alles keine Rolle. Abseits beim 2:0, Foul von Müller beim 3:0 (Ich finde: Absolut nicht!), es spielt keine Rolle mehr.

Nichts kann dem FC Bayern diese Sternstunde nehmen.

Erneut schießen Tränen in meine Augen, wie schon des Öfteren heute Abend. Ich verstehe als rationaler Mensch nicht wirklich warum. Aber da sind sie.

Ich fühle mit dieser Mannschaft. Ich fühlte den Schmerz im vergangenen Mai, nur wenige Kilometer von der Allianz Arena entfernt. Ich fühlte sogar einen noch größeren Schmerz bei den Nachrichten der letzten Wochen.

Es hätte eine schlimme Woche werden können für den FC Bayern.

Und jetzt,....jetzt fühle ich einen Stolz, einen unbändigen Stolz und eine Zuversicht, wie ich sie noch niemals in meiner langen Zeit als Bayernfan gespürt habe.

Müller prallt mit Victor Valdez zusammen.Sky blendet die Statistik ein: Laufstrecke. Meist unbeachtet. Aber heute ist alles anders: 98,4 km für die Bayern, 93,7 für Barcelona. Sonst Makulatur, für mich heute ein Zeichen, wie eigentlich alles.

Dieses Jahr gehört uns, diese Mannschaft ist etwas Besonderes. Sie ist gewachsen in der Niederlage, zusammengeschweißt worden, durch all die Unwegbarkeiten und Rückschläge der letzten Jahre. Durch die Dominanz der Borussen, durch die Dramaturgie des "Finals Dahoam".

Ich trinke den letzten Schluck meines Biers. Es ist inzwischen 2.35 Uhr und es steht wieder 4:0. Arjen Robben grätscht in der 86. Minute am eigenen Sechzehner gegen Jordi Alba. Ich genieße.

Genieße.

Und denke jetzt nur noch Eines: Bitte, bitte, lieber Herr Guardiola, bei aller Euphorie um Götze, lassen sie keinen einzigen dieser unglaublichen Menschen den Verein verlassen!

Und wieder habe ich eine Träne in meinem Auge.

Es ist jetzt 3.05 Uhr, an Schlaf ist nicht zu denken. Aber träumen tu ich schon lange. Danke!


Michael Stricz

Mario Götze - Nuff' Said

Ich bin immer noch ein wenig sprachlos. Der FC Bayern hat den wohl vielversprechendsten deutschen Nachwuchsspieler verpflichtet. Mario Götze wechselt zur kommenden Saison vom Rivalen Borussia Dortmund nach München und hat bereits einen langfristigen Vertrag unterschrieben.

Die Nachricht kommt zu einem Zeitpunkt, der für den FC Bayern kaum günstiger, für den BVB jedoch schlechter kaum sein könnte. Jürgen Klopp zeigte sich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in der Tat wenig begeistert.

Zeitpunkt schlecht für den BVB, furchtbar für Götze

Für die Bayern dagegen liefert die geplatzte Transferbombe die angenehme Chance von der bedauerlichen Schlammschlacht um die Steuerprobleme von Präsident Uli Hoeneß abzulenken. Aber stecken wirklich die Bayern hinter der Meldung? Haben sie die Veröffentlichung sogar möglicherweise lanciert, um den BVB zu schwächen?

Ich glaube es nicht. Fan-Paranoia lässt grüßen.

Schließlich schadet Mario Götze der Zeitpunkt der Veröffentlichung wesentlich mehr als dem BVB. Auch Jürgen Klopp schloss aus, dass der FC Bayern hinter der Veröffentlichung der Meldung steckt.

Nutznießer Real Madrid, nicht FC Bayern

Viel mehr nützt Real Madrid der Rummel um den möglicherweise besten Spieler des Gegners. Man wird es wohl nie erfahren. Klopp und Watzke machten jedoch beide deutlich aus welcher Ecke sie die Störfeuer vermuten.

Die Reaktionen auf Facebook legen nahe, dass es für Götze möglicherweise kein leichter Gang wird. Zugegeben die Kommentierer repräsentieren eher den Bodensatz der BVB-Fans.

Klopps Appell an die Fans des BVB

Trotzdem sah sich Jürgen Klopp genötigt an die Fans zu appellieren. Er tat dies auf bemerkenswerte Weise. Er hob hervor, dass sich Götze absolut korrekt verhalten habe und zeigte auf, dass der Wechsel von Marco Reus zum BVB im Prinzip identisch ablief.

Auch interessant ist die Doppelmoral auf Seiten der BVB-Fans: Als vergangene Woche der Wechsel von Felipe Santana zum FC Schalke kolportiert wurde, war ein Großteil der Fans recht gnädig mit dem Verteidiger.

Doppelmoral bei Santana

Bei Götze ist ein Wechsel zu einem großen Rivalen dann auf einmal Hochverrat. Ich zitiere mich selbst: "Doppelmoral ich hör dir tapsen."

Man kann nur hoffen, dass die entsprechenden Personen Klopps Aufruf folgen und ihre Karte noch vor dem morgigen Spiel an den reflektierteren und loyaleren Teil der BVB-Fans abtreten.

Götze war Guardiolas Wunschspieler

Laut Klopps Aussagen war Götze der absolute Wunschspieler von Pep Guardiola. Damit sind auch sämtliche  - aus meiner Sicht wenig intelligente - Spekulationen um monetäre Grundlagen für den Wechsel aus Sicht Götzes erledigt.

Sky-Kommentator Uli Köhler traf den Nagel auf den Kopf: Ob ein Mario Götze in den nächsten 15 Jahren 80 oder 90 Millionen Euro verdient, macht für ihn keinen Unterschied.

Ebenso erledigt hat sich mit Klopps deutlichen Aussagen hoffentlich die leidige Diskussion um die Praxis der Bayern, Konkurrenten gerne "kaputt zu kaufen".

Bayern leistet sich ein 37-Millionen-Schnäppchen  

Für den FC Bayern macht der Transfer auch abseits von Guardiola absolut Sinn. Man verfolgt weiter konsequent den Plan, sich in der Breite und in der Spitze qualitativ zu verstärken. Götze passt dazu perfekt in das von Matthias Sammer formulierte Credo, verstärkt auf  junge deutsche Nationalspieler zu setzen.

Für eine feste Ablösesumme von 37 Millionen ist Götze zudem ein absolutes Schnäppchen. Sein Marktwert liegt bei über 40 Millionen Euro, jeder Topverein in Europa hat sich angeblich bereits um die Dienste des Rohdiamanten bemüht.

Wir spielen immer noch Fußball

Stammtischparolen-Brüller wird das freilich nicht von ihrer vorgefertigten Meinung abbringen. Ich bezweifele jedoch auch, dass sie bis hierhin gelesen haben.

Ach ja, Fußball gespielt wird diese Woche auch noch. Selten rückte ein Spiel gegen den FC Barcelona derartig in den Hintergrund.

Spätestens heute Abend um 20.45 zählt jedoch nur noch das Geschehen auf dem Platz. Und darauf freue ich mich mindestens so sehr wie auf Mario Götze.


Michael Stricz

Mittwoch, 17. April 2013

Finale! Eine große Mannschaft mit kleinen Rädchen

War das wieder schön, was der FC Bayern gestern gegen den VfL Wolfsburg auf das Parkett gezaubert hat.

Zugegeben, die erste Halbzeit war mitunter etwas holprig, aber darüber sehe ich im Nachgang mit Blick auf das Ergebnis und auf die kommende Aufgabe in der Champions League gerne hinweg.

Letztlich endete das Spiel so, wie Spiele in letzter Zeit in der Allianz Arena enden: Mit einer Machtdemonstration des FC Bayern. 6:1 hieß es am Ende. Die Bayern stehen damit zum vierten Mal in den letzten sechs Jahren im Finale des DFB-Pokals.

Aber dieses Spiel hatte mehr zu bieten, als diesen "bloßen" Kantersieg: Es zeigte, welchen Unterschied es derzeit zwischen einem Verein, wie dem VfL Wolfsburg und den Bayern 2012/13 gibt: Nicht nur spielerisch greift beim Rekordmeister ein Rädchen ins andere.

Das Mannschaftsgefüge scheint derzeit so intakt zu sein, wie ich es in meiner Zeit als Bayernfan noch nie erlebt habe. Schon bei dem Sieg gegen Hamburg war dies zu erkennen und es setzte sich gegen Wolfsburg fort.

Es reicht ein Blick in die Gesichter dieser Mannschaft bei jedem Torjubel, um zu erkennen, dass dort etwas Großes heranwächst oder sogar schon gewachsen ist.

Auch dieses Spiel schrieb wieder einige Geschichten: Für die größte sorgte der Kleinste auf dem Platz: Xherdan Shaqiri. Die Freude, die die Dynamik, die Spielfreude und der unbändige Wille von Shaqiri verbreitet, ist einfach unbeschreiblich.

Ich gestehe, ich war skeptisch, ob ihm der Sprung von der Schweiz in die Fußball-Hauptstadt Deutschlands gelingen würde. Seit gestern sind diese Zweifel aber endgültig weggewischt.

Ein Tor und zwei Vorlagen standen am Ende auf dem Konto des Schweizers und dazu die Erkennntnis, dass wir einen Spieler haben, der an guten Tagen auch einen Ausfall von Frank Ribery kompensieren kann. Ein wichtiger Baustein für die Zukunft des Vereins.

Auch ein Javi Martinez zeigte im Privatduell mit Wolfsburgs Diego, wohl auch motiviert durch seine Erfahrungen des letztjährigen Europa-League-Finals, eine tadellose Leistung. Man sieht Martinez in jeder Sekunde an, dass er sich in München pudelwohl fühlt.

Arjen Robben befindet sich derzeit ebenfalls in Topform. Und wer weiß, vielleicht erlebt der 29-Jährige ja noch eine kleine persönliche Fußballrenaissance. Tor und Vorlage gegen Wolfsburg erledigte Robben gestern jedenfalls mit seinem ungeliebten rechten Fuß.

Die verrückteste Geschichte des Abends schrieb jedoch der Mann mit der Beton-Frisur: Mario Gomez kam rein, traf drei mal in sechs Minuten und verschwand anschließend wortlos aus dem Innenbereich des Stadions.

Gomez ist soetwas wie das Sinnbild für den Geist dieser Mannschaft. Wenn er gebraucht wird, ist er da und bringt seine Leistung. Er murrt nicht öffentlich, wenn er auf der Bank sitzt. Mandzukic bringt in dieser Saison starke Leistungen und das weiß Gomez. Er ordnet sich unter.

Das kann man einem Spieler wie Gomez nicht hoch genug anrechnen und ich kann nur hoffen, dass das im Verein registriert wird und man alles daran setzt Gomez über die Saison hinaus zu behalten.

Auch in seinen wenigen Einsatzminuten hat Gomez diese Saison bereits 13 Pflichtspieltore erzielt.

Das Publikum bewieß in dieser Situation ein tolles Gespür für den Innenzustand des eigenen Teams und skandierte "Super-Gomez! Super-Gomez!". Und wer Gomez kennt, der weiß, dass er solche Dinge nicht vergisst.


Michael Stricz



Dienstag, 9. April 2013

BVB im Halbfinale: Ein Favorit, der keiner sein kann

Der BVB ist auf spektakuläre Art und Weise und mit einem blauen Auge ins Halbfinale der UEFA Champions League eingezogen. Angesichts der katastrophalen spielerischen Leistung der Schwarzgelben, ist die Mannschaft ihre Stellung als Geheimfavorit jedoch erst einmal los - und das ist vielleicht ganz gut so, zumindest aus Sicht des BVB.

Borussia Dortmund präsentiert sich in dieser Saison international als Januskopf.

Glanzlichtern gegen die europäischen Fußballschwergewichte aus Madrid und Manchester und souveränen Siegen gegen Ajax Amsterdam folgte ein fahriges Spiel im Achtelfinale gegen Donezk, das an die internationalen Auftritte der letzten Jahre erinnerte. Im Rückspiel zeigte der BVB dann jedoch seine ganze Klasse.

Mit Malaga zog der BVB im Viertelfinale den nominell wohl schwächsten, wenngleich - da waren sich die Experten einig - einen unangenehm zu spielenden Gegner aus dem Lostopf.

Was sich im Hinspiel gegen Donezk zeitweise angedeutet hatte, setzte sich im Hinspiel gegen Malaga und insbesondere im Rückspiel fort: Dortmund agierte über weite Strecken nervös.

Das Defensiv- und Aufbauspiel der Borussen ohne ihren Leader und Lieblingsspieleröffner Mats Hummels ist mit dem Wort katastrophal noch wohlwollend umschrieben.

Aber wie ist das zu erklären? Natürlich, Malaga agierte mit seiner deutlich erfahreneren Mannschaft taktisch clever und setzte fast ausschließlich auf Konter.

Die Dortmunder sind auch allesamt das erste Mal in einem Halbfinale der Champions League, Nervosität scheint als Erklärung also durchaus herzuhalten.

Was jedoch verwundert, ist die Tatsache, dass sich diese Form des Lampenfiebers scheinbar nur in Spielen gegen die "Kleinen" (Ja, die gibt es durchaus noch.) zu manifestieren scheint.

Vieles deutet darauf hin, dass sich der BVB in seiner Rolle als Underdog wesentlich wohler fühlt, als in der des Favoriten.

Der Hunger sich mit den besten zu messen, weicht in Spielen gegen schlechter eingeschätzte Teams dem Druck, Erfolg haben zu müssen.

So gesehen ist die Borussia jetzt vermutlich zurück in der Wohlfühloase: Real Madrid, (vermutlich) Barcelona und (entweder Juventus Turin oder) der FC Bayern, gegen keines dieser Teams ist der BVB Favorit, schon garnicht nach dieser Leistung - und ist es vielleicht gerade deshalb doch wieder.

Von Taktikwechsel in der Schlussphase zu sprechen, erscheint auch etwas übertrieben. Letztlich machten lediglich die kopfballstarken Innenverteidiger, die die planlos nach vorne geschlagenen Bälle zu verwerten in der Lage waren, den Unterschied zwischen einem Fußballwunder und einer Blamage.

In Kategorien wie "verdient" oder "unverdient" zu sprechen, widerstrebt mir, deshalb schließe ich mit dem Fazit: Aufgrund der Leistung war dieser Halbfinaleinzug sicher unwahrscheinlich.

Aber als Bayernfan weiß man, dass letztlich nur der Briefkopf zählt.


Michael Stricz

Sonntag, 7. April 2013

Stricz of Munich Podcast (2) - Früher Meister und Gedächtnislücken



0:00 min: Begrüßung/ Intro
1:05 min: DEUTSCHER MEISTER! EKSTASE!
4:01 min: Frankfurt, Rotation und das Mysterium der 1b-Elf
10:15 min: Why you no like Mario Gomez?
16:08 min: Fairplay-Preis für Dante im Spiel um die goldene Ananas?
21:30 min: Juventus Turin - Das beste Saisonspiel?
31:18 min: Toni Kroos Verletzung - Fluch oder Segen?
35:40 min: Die Leistung von Mr. Clattenburg und der Aussetzer von Ribery
47:14 min: Ausblick Champions League Rückspiele
55:52 min: Verabschiedung