Dienstag, 9. April 2013

BVB im Halbfinale: Ein Favorit, der keiner sein kann

Der BVB ist auf spektakuläre Art und Weise und mit einem blauen Auge ins Halbfinale der UEFA Champions League eingezogen. Angesichts der katastrophalen spielerischen Leistung der Schwarzgelben, ist die Mannschaft ihre Stellung als Geheimfavorit jedoch erst einmal los - und das ist vielleicht ganz gut so, zumindest aus Sicht des BVB.

Borussia Dortmund präsentiert sich in dieser Saison international als Januskopf.

Glanzlichtern gegen die europäischen Fußballschwergewichte aus Madrid und Manchester und souveränen Siegen gegen Ajax Amsterdam folgte ein fahriges Spiel im Achtelfinale gegen Donezk, das an die internationalen Auftritte der letzten Jahre erinnerte. Im Rückspiel zeigte der BVB dann jedoch seine ganze Klasse.

Mit Malaga zog der BVB im Viertelfinale den nominell wohl schwächsten, wenngleich - da waren sich die Experten einig - einen unangenehm zu spielenden Gegner aus dem Lostopf.

Was sich im Hinspiel gegen Donezk zeitweise angedeutet hatte, setzte sich im Hinspiel gegen Malaga und insbesondere im Rückspiel fort: Dortmund agierte über weite Strecken nervös.

Das Defensiv- und Aufbauspiel der Borussen ohne ihren Leader und Lieblingsspieleröffner Mats Hummels ist mit dem Wort katastrophal noch wohlwollend umschrieben.

Aber wie ist das zu erklären? Natürlich, Malaga agierte mit seiner deutlich erfahreneren Mannschaft taktisch clever und setzte fast ausschließlich auf Konter.

Die Dortmunder sind auch allesamt das erste Mal in einem Halbfinale der Champions League, Nervosität scheint als Erklärung also durchaus herzuhalten.

Was jedoch verwundert, ist die Tatsache, dass sich diese Form des Lampenfiebers scheinbar nur in Spielen gegen die "Kleinen" (Ja, die gibt es durchaus noch.) zu manifestieren scheint.

Vieles deutet darauf hin, dass sich der BVB in seiner Rolle als Underdog wesentlich wohler fühlt, als in der des Favoriten.

Der Hunger sich mit den besten zu messen, weicht in Spielen gegen schlechter eingeschätzte Teams dem Druck, Erfolg haben zu müssen.

So gesehen ist die Borussia jetzt vermutlich zurück in der Wohlfühloase: Real Madrid, (vermutlich) Barcelona und (entweder Juventus Turin oder) der FC Bayern, gegen keines dieser Teams ist der BVB Favorit, schon garnicht nach dieser Leistung - und ist es vielleicht gerade deshalb doch wieder.

Von Taktikwechsel in der Schlussphase zu sprechen, erscheint auch etwas übertrieben. Letztlich machten lediglich die kopfballstarken Innenverteidiger, die die planlos nach vorne geschlagenen Bälle zu verwerten in der Lage waren, den Unterschied zwischen einem Fußballwunder und einer Blamage.

In Kategorien wie "verdient" oder "unverdient" zu sprechen, widerstrebt mir, deshalb schließe ich mit dem Fazit: Aufgrund der Leistung war dieser Halbfinaleinzug sicher unwahrscheinlich.

Aber als Bayernfan weiß man, dass letztlich nur der Briefkopf zählt.


Michael Stricz

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