Samstag, 30. April 2011

Warum nicht immer so... IHR PAPPNASEN!

Dank einer Streckenweise überragenden Vorstellung gegen den FC Schalke 04 und dem gleichzeitigen Patzer von Hannover 96 gegen Gladbach hat der FC Bayern Platz 3 in der Liga zurückerobert. Unter der Woche beherrschte der FC Bayern mal wieder sämtliche Nachrichten und Gazetten, der Chefchen-Eklat um Bastian Schweinsteiger, sowie die Aussagen von Arjen Robben zu den Führungsqualitäten der Kapitäne Lahm und Schweinsteiger zeigten deutlich, wie es derzeit um das Innenleben der Mannschaft bestellt ist, dazu kamen noch die zahlreichen Gerüchte um Manuel Neuer.

Die mit Spannung erwartete Reaktion der Bayernfans gegenüber Neuer fiel, soweit man das am Fernseher beurteilen konnte, unerwartet leise aus. Nur vereinzelt waren Pfiffe und Sprechgesänge gegen unsere (hoffentlich) zukünftige Nummer 1 zu hören – und das war auch gut so. Ein paar Unbelehrbare gibt es natürlich immer, aber die Tatsache, dass sich das Klima im Vergleich zum Pokalspiel deutlich beruhigt hat, stimmt mich zuversichtlich.

Der FC Bayern ging von Beginn an hochmotiviert zur Sache und demonstrierte den Königsblauen von der ersten Minute an, wer Herr im Hause ist. Mich persönlich macht das immer ein wenig nachdenklich und auch wütend, weil ich mir dann ausmale, was dieses Jahr möglich gewesen wäre, wenn man ein solches Engagement im Pokalhalbfinale oder im CL-Achtelfinale an selber Stelle gezeigt hätte. Oder bei einer der unzähligen unnötig verschenkten Auswärtspartien in der Liga.  
Wie dem auch sei, in der Anfangsphase überrollte der FC Bayern die Gäste regelrecht. Angeführt von den überragenden Gomez, Müller und Robben zelebrierte der FCB vor allem in der ersten halben Stunde ein Offensivfeuerwerk, dass den Schalkern schwindelig wurde.

Bereits nach 6 Minuten schlug es das erste Mal ein im Kasten von Manuel Neuer. Nach einem Katastrophenfehler von Annan eroberte Mario Gomez den Ball an der Seitenauslinie und bediente in der Mitte Arjen Robben, der schob den Ball abgefälscht von Metzelder ins lange Eck. Manch einer mag unken, dass Manuel Neuer diesen Ball am Dienstag gehalten hätte, aber dem geneigten Bayernfan soll es Recht sein. Schalke glich jedoch nur eine Minute später aus. Eigentlich war Schalke an diesem 1:1 jedoch kaum beteiligt. Farfan flankte nach einer kurz ausgeführten Ecke, Jörg Butt tauchte unter dem Ball durch, Diego Contento zog den Kopf ein und Badstuber stand eben da, wo ein Unglücksrabe in so einer Situation steht, Ausgleich.

Bayern zeigte sich jedoch wenig beeindruckt und spielte weiter engagiert und zielstrebig nach Vorne. Auffällig dabei war, dass die Münchener es vor allem in der Anfangsphase auch des Öfteren mit langen Flugbällen auf die Außen versuchten. Ein Mittel, das es unter van Gaal kaum bis nie gab. Dadurch gelang es aber die Schalker ein ums andere Mal zu überrumpeln. Auch der läuferische Aufwand, den die Münchener bei gegnerischem Ballbesitz zeigten war beeindruckend und zeigte was diese Mannschaft leisten kann wenn sie will. Kurze Zeit später brachte Christoph Metzelder Arjen Robben kurz vor der Strafraumgrenze zu Fall. Zunächst sah es für viele klar nach Elfmeter aus, aber der gute Schiedsrichter Gagelmann entschied zu Recht auf Freistoß. Arjen Robben hämmerte Selbigen in die Mauer und der gedankenschnelle Müller verwertete den Abpraller zum 2:1 (13.). 

Der FCB hielt das Tempo weiter hoch, Ribery verzog noch knapp (16.), Mario Gomez machte es kurze Zeit später besser. Müller köpfte eine Hereingabe von Robben über den heraus eilenden Neuer und Gomez vollendete aus kurzer Distanz zum 3:1 (19.). Manuel Neuer gab bei diesem Tor keine gute Figur ab und prompt stimmten Teile der Bayernfans ihre Gesänge an. „Schießbuden-Neuer“ war der Spruch der Wahl. Ziemlich lächerlich das Ganze. Sah wohl auch Neuer so und demonstrierte bei den nächsten beiden Bayern-Großchancen seine Extraklasse. Auch in der Folge zeigten die Münchener teils überragende Kombinationen. Sogar der nicht für technische Kabinettstückchen bekannte Tymoschuk beteiligte sich mit einem Hackentrick am Münchener Spektakel. Erst nach gut einer halben Stunde nahmen die Münchener das Tempo raus und das Spiel verflachte sofort, da von den Schalkern an diesem Tag rein Garnichts kam.

Auch in der zweiten Hälfte verwalteten die Mannen von Andries Jonker das Ergebnis und ließen die letzte Konsequenz in den Offensivaktionen vermissen. Erst kurz vor Schluss stellte der überragende Müller den Endstand her. Der gerade eingewechselte Klose spielte Ribery perfekt in den Lauf, der steckte durch auf Müller und im dritten Anlauf traf der zum 4:1 (83.). 4 Tore, 3 Punkte, Platz 3 erneut zurückerobert, Alles gut sollte man meinen. Trotzdem gaben sich die Münchener nach dem Spiel eher nachdenklich als euphorisch.


Thomas Müller: „Das einzig Bittere ist, dass wir aus dem Potenzial, was in der Mannschaft steckt, so wenig rausgeholt haben. Wenn man sieht, dass wir um den dritten Platz kämpfen müssen. Da ist das ein wenig enttäuschend, dass wir so wenig aus der Saison gemacht haben.“


Andries Jonker: „Ich denke, dass wir ein Riesenpotenzial haben. Wir sind in der Lage alles zu gewinnen, was es zu gewinnen gibt. Um das abzurufen, müssen wir 90 Minuten da sein. Wir machen alles, um das Ziel Platz drei zu erreichen. Aber es gibt keinen Grund, überheblich zu sein. Wir spielen nächste Woche gegen St. Pauli, dort müssen wir gewinnen.“


Das einhellige Fazit lautet also auch bei Spielern und Verantwortlichen, wenn man eine solche Leistung öfter abgerufen hätte, wäre diese Saison mehr drin gewesen. Kommende Woche gilt es nun im letzten Auswärtsspiel des Jahres (Gottseidank!) beim Tabellenletzten St. Pauli den Grundstein für Platz 3 zu legen, oder wie es Arjen Robben ausdrückt: „Wir sind Professionals, dann mussen wir damit weitergehen.“

Dienstag, 12. April 2011

„Der König ist weg, es lebe der König!“

So in etwa muss sich Uli Hoeneß am Sonntag gefühlt haben, als er mit hochrotem Kopf vor die versammelte Presse trat und das Aus des Holländers verkündigte. Der endgültige K.O. des  arroganten und unkommunikativen van Gaal und das Comeback des Übervaters Hoeneß aus dem vorübergehenden Semi-Ruhestand. Und Uli tat mehr als van Gaals Abschied zu verkünden. Er rechnete ohne Gnade ab. Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit erlebte die Öffentlichkeit einen Hoeneß in Hochform wie er genau das tat, was man im Sport gemeinhin als Nachtreten bezeichnet.


„Mit der Entscheidung Jörg Butt aus dem Tor zu nehmen ging die Scheiße los. […]Der Vorstand hat ihn auf diese Problematik hingewiesen und er hat es trotzdem gemacht. Der gestrige Tag war das Ende einer Kette, deswegen musste der Vorstand gestern reagieren.“

„Das Thema Manuel Neuer hätte sich hier nie so hochgeschaukelt. Wir hätten nie ein Problem in der Südkurve bekommen. Wir haben uns Probleme gemacht, die völlig unnötig waren. […] Und das sollte sich Louis van Gaal mal überlegen, weil ihn der Vorstand und Christian Nerlinger auf diese Problematik aufmerksam gemacht hat.“

„Er hat unseren Rat nicht angenommen und gestern war das Fass übergelaufen.“

„Der Spass hat in diesem Verein seit langer Zeit gefehlt, nicht nur bei uns sondern auch bei den Spielern. Dass die Spieler hinter ihm standen ist ein Märchen.“


Da hat er wirklich Einiges vom Stapel gelassen der gute Uli. Man muss kein großer Rhetoriker sein, um die Verbitterung zwischen diesen Zeilen zu erkennen. Die Enttäuschung und die Wut über van Gaal, der Ärger mit den eigenen Fans und die unbefriedigende Situation in der Liga fanden in dieser Rede ihr Ventil.

Wenn man jedoch auf die Kernaspekte blickt muss man sagen, dass nicht alle Aussagen so für bare Münze genommen werden können. Zunächst einmal stellt Hoeneß Thomas Kraft vor versammelter Medienlandschaft an den Pranger. Dies wird dem jungen Mann nicht gerecht und die Tatsache, dass sein Patzer vor dem 1:1 nun quasi eine Lawine ins Rollen gebracht hat, lässt mich unweigerlich an die Situation mit Michael Rensing zurückdenken. Thomas Kraft hat in den meisten Spielen gute und in einigen sogar überragende Leistungen gezeigt. Seine Reaktion auf die Aussagen von Hoeneß verwundert mich deshalb nicht. Es ist nicht fair diesen Konflikt auf dem Rücken eines jungen Torhüters auszutragen.

Was jedoch stimmt ist Hoeneß Bemerkung bezüglich der Neuer-Problematik. Die Schickeria – Initiator der „Koan Neuer“ - Proteste hätte wohl nie so viele Befürworter gefunden, wenn Jörg Butt auch in der Rückrunde im Tor gestanden hätte. Was Hoeneß jedoch verschweigt ist, dass ebenso die Situation mit den Stehplatzkarten und die Investitionen bei 1860 München Stein des Anstoßes für viele Proteste waren. Diese Probleme sind durch Hoeneß` Aussagen mal eben ganz souverän unter den Tisch gekehrt. Kritische Nachfragen gab es seitens der Journalisten dazu scheinbar keine, aber wer will sich schon mit einem Hoeneß in dieser Stimmung anlegen.

Was mich an der ganzen Sache wirklich stört ist die Tatsache, dass die gestandenen Spieler nicht auch einen Teil des Zornes abbekommen haben. Zu eindeutig war die Tatsache, dass die Mannschaft in den vergangenen Spielen gegen den Trainer gespielt hat. Der Höhepunkt war der Platzverweis von Arjen Robben nach dem Schlusspfiff. Eine so charakterlose und disziplinlose Vorstellung darf man sich im Trikot des FC Bayern einfach nicht erlauben. Dabei spielte es keine Rolle, ob man den Trainer mag oder nicht, ob das Wetter nicht so toll ist oder ob man gerade aus der Champions League ausgeschieden ist. Wer eine solche Leistung wie im Hinspiel gegen Inter Mailand zeigen kann, der kann so schlecht nicht sein, dass er die Qualifikation für die Champions League gegen Nürnberg aus der Hand gibt. Die Rufe nach Mark van Bommel oder Lucio finde ich zunehmend lächerlich. Das einzige Problem dieser Mannschaft ist, dass keiner der gestandenen Spieler Eier in der Hose hat. Kein Lahm, kein Schweinsteiger und erst recht kein Robben. Von einer Mannschaft erwarte ich, dass sie gemeinsam Alles für den Erfolg tut, auch gegen Widerstände. Die Tatsache, dass die Spieler keinen Spass mehr am Spiel haben ist für mich keine Entschuldigung für die Leistungen der vergangenen Spiele.

Letztlich war es eine richtige und längst überfällige Entscheidung van Gaal zu entlassen, speziell wenn man hört, was da noch so vorgefallen sein soll in den vergangenen Monaten. Sollte es wirklich der Wahrheit entsprechen, dass bereits die Vertragsverlängerung im September eine Art Friedensangebot an van Gaal war, dann kann ich mir nur an den Kopf fassen. Ich hoffe, dass mit dem Abgang nun sämtliche mentale Blockaden gelöst sind und man sich endlich wieder daran erinnert, wie man erfolgreich Fußball spielt. Sag es uns Oli!