Sonntag, 28. Oktober 2012

Die Deutsche Meisterschaft ist (nicht) entschieden!

Plakative Überschriften sind so eine Sache im (Sport-)Journalismus. Sie dienen häufig einzig und alleine dem Zweck, auf effekthaschende Art das Interesse des Lesers zu wecken. Das erreicht man am besten mit emotionalen Zitaten, häufig aus dem Zusammenhang gerissen, oder eben mit kontroversen oder schockierenden Themen.

Da der Autor dieser Zeilen auch nur ein Mensch ist, greift auch er dieses Mal auf die "schmutzigen" Tricks des Journalismus zurück. Selbstverständlich ist die Meisterschaft aber  - unabhängig vom Ausgang des Spiels gegen Bayer Leverkusen - noch nicht entschieden.

Natürlich, sollte der FC Bayern so weitermachen - also weiterhin alle Spiele gewinnen - wird es für die Konkurrenz, namentlich den FC Schalke 04 und Borussia Dortmund, schwer werden den Münchener Express-Zug Richtung 25. Deutsche Meisterschaft aufzuhalten.

2011/2012 16 Punkte Vorsprung auf Dortmund verspielt

Es ist aber unwahrscheinlich, dass der FC Bayern GENAU so weitermacht. Es werden Spiele kommen, in denen nicht alles nach dem Gusto der Münchener verläuft und in denen man mit mittelmäßigen Auftritten, wie auf Schalke oder in Bremen, nicht am Ende als (scheinbar) souveräner Sieger hervorgeht.

Im Gegenteil: Auch letzte Saison sah es zu diesem Zeitpunkt der Saison nach einem Alleingang der Münchener aus. Zwar wurde am ersten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach verloren, aber anschließend reihte sich ein großartiger Auftritt an den anderen. Bis, ja bis der Winter kam.

Der Winter liegt den Bayern nicht

Vom 8. bis zum 14. Spieltag büßte der FC Bayern letzte Saison, hauptsächlich in den Auswärtsspielen, einen 8 Punkte Vorsprung ein und lag sogar auf Rang drei, 2 Punkte hinter den beiden Borussias. Dank eines kleinen Zwischenspurts konnte die Herbstmeisterschaft gerettet werden, aber der Ausgang der Saison ist bekannt.

Am Ende wurde Borussia Dortmund, das auch letzte Saison relativ schwach gestartet war, mit 8(!) Punkten Vorsprung Deutscher Meister. Das macht nach Adam Riese sogar 16(!!!) Punkte, die der FC Bayern im Laufe der Saison noch auf den BVB eingebüßt hat.

Bayern und Dortmund wie Barcelona und Madrid

Es ist nicht anzunehmen, dass Dortmund erneut eine so herausragende Rückrunde spielt. Es zeigt aber, was auch in Spanien in den letzten Jahren zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid zu beobachten ist: Wenn es nur zwei Mannschaften gibt, die realistisch um den Titel spielen, darf sich keines der Teams große Ausrutscher erlauben.

Die schwierigsten Phasen der Saison stehen den Bayern noch bevor. Dass der Wintereinbruch dieses Jahr scheinbar sehr früh kommt, spielt den Bayern nicht gerade in die Karten. Gerade spielerisch unterlegenen Teams - und das sind eigentlich alle Teams der Bundesliga - kommt ein tiefer, unebener Platz entgegen. Das werden die Bayern vor allem auswärts zu spüren bekommen.

Bayern wird den letzten Schritt machen

Wenn es im neuen Jahr zudem in der Champions League ernst wird und vielleicht der eine oder andere Verletzte zu beklagen ist, wird sich zeigen, ob es die Bayern diese Saison besser machen können.

Ich bin allerdings davon überzeugt, dass die Mannschaft aus den Fehlern der letzten Saison gelernt hat und uns der breitere und qualitativ bessere Kader den entscheidenden Vorteil verschafft, um diese Saison den letzten Schritt zu machen. 



Dienstag, 23. Oktober 2012

Liga-Langeweile dank bestechender Bayern

Es war die 75. Minute in Düsseldorf beim Spiel zwischen Fortuna und dem FC Bayern:  Manuel Neuer machte sich auf den Weg aus seinem Tor, um eine Flanke der Düsseldorfer abzuwehren. Auf halbem Weg merkte er, dass er den Ball nicht erreichen konnte und stand dann etwas verloren mitten in seinem Strafraum. Die Szene blieb folgenlos, weil Dante den Ball wegköpfte, aber es war eine Szene, die viel sagte über dieses Spiel. 

Es war nämlich der einzige Moment während der 90 Minuten, in dem man das Gefühl hatte, dass der FC Bayern die Situation auf dem Rasen nicht vollkommen im Griff hat.

Der "Patzer" von Neuer blieb folgenlos und letztlich stand am Ende ein hochverdientes 5:0 und die Erkenntnis, dass der FC Bayern die Liga derzeit ernst nimmt und sie aufgrund der individuellen Klasse fast mühelos beherrscht.

Hungrige Bayern im Herbsthoch

Wie auch letztes Jahr zur Mitte der Hinrunde ist der FCB in einer Verfassung, in der man, wenn man ernst macht, jeden Gegner in der Liga dominieren kann.

Fortuna Düsseldorf war dabei sicher nicht der stärkste Gegner, aber die Hinrunde, die die Mannschaft von Norbert Meier bisher hingelegt hat, ist aller Ehren wert. Bis zum Spiel gegen die Bayern hatte Düsseldorf immerhin nur drei Gegentore hinnehmen müssen.

Das zeigt, das vieles richtig gemacht wurde und die Fortuna nicht gerade Fallobst in dieser Liga ist, auch wenn der geneigte Fan das beim Blick auf das Ergebnis vermuten könnte.

Düsseldorf ohne Mittel gegen zielstrebige Bayern

An diesem Tag war Düsseldorf nicht gut genug, um den Bayern Paroli zu bieten. Sie ließen den Bayern zuviel Platz und kamen mit den ständigen Rochaden der Offensivkräften nie zurecht.

Dadurch ergaben sich Räume, die von den Bayern eiskalt ausgenutzt wurden. Die Münchener Tore waren allesamt wunderschön herausgespielt und Düsseldorf war mit dem 0:5 noch gut bedient.

Was mich sehr gefreut hat, war das Comeback von David Alaba, der zuvor zwei Monate verletzt war. In der 70. Minute wurde er gegen Düsseldorf eingewechselt, nachdem er unter der Woche bei seinem Comeback die österreichische Nationalmannschaft fast alleine zum Sieg schoss.

Nach seiner Einwechslung zeigte er, dass er (fit) auf der linken Abwehrseite absolut alternativlos ist.

Alaba mit dritter Torvorlage in 110 Minuten

Holger Badstuber machte gegen Düsseldorf kein schlechtes Spiel, das beileibe nicht. Aber es war eindrucksvoll zu  sehen, wie sehr die linke Seite mit Alaba belebt wurde. Eine Achse mit Ribery und Alaba ist offensiv deutlich gefährlicher als mit Badstuber.

Alaba schlägt Flanken, kommt mit Tempo, geht in Dribblings und kann in Eins-gegen-Eins Situationen jederzeit etwas Überraschendes starten. Alles Qualiäten, die ich von Badstuber auf dieser Position nicht gesehen habe.

Die Vorarbeit zum 4:0 durch Thomas Müller untermauerte eindrucksvoll Alabas Stärken. Badstuber tendiert dagegen häufig zum Rück- oder Querpass und überlässt die Offensive Ribery. Das soll keine Herabsetzung von Badstuber sein, er hat zweifelsohne seine Fähigkeiten, aber sie liegen in der Defensive.

Zielsicherer Gustavo sticht Schweinsteiger und Martinez aus

Luiz Gustavo war für mich ebenfalls wieder einer der Stärksten auf Seiten des FC Bayern. Deutlich defensiver als Nebenmann Schweinsteiger, holte sich Gustavo zahlreiche Bälle von den Innenverteidigern und bediente sicher und zuverlässig seine Vorderleute.

Noch vor Bastian Schweinsteiger war er für mich der dominante Spieler im Zentrum und krönte seinen starken Auftritt mit seinem dritten Saisontor in der Bundesliga.

Die Bayern lieferten über 90 Minuten ein astreines und kontrolliertes Spiel ab. In der Offensive zielstrebig, viel mit vertikalen schnörkellosen Pässen agierend, in der Defensive geschlossen und zweikampfstark, es gab kaum etwas zu meckern.

Heynckes lobt "beste Saisonleistung"

Auch Jupp Heynckes sah, laut eigener Aussage, beim achten Saisonsieg die stärksten Bayern dieser Saison. Wenn man der Statistik glauben schenken darf, was man in diesem Fall als Bayern-Fan gerne tut,  ist der FC Bayern durch den neuen Startrekord schon so gut wie deutscher Meister.

Zwölf Punkte liegt Bayern vor Borussia Dortmund, fünf Punkte beträgt der Abstand auf Eintracht Frankfurt auf Platz zwei. Laut Uli Hoeneß ist ja eben dieser Abstand zwischen Platz eins und zwei der einzige, der ihn interessiert. Recht hat der Mann!

Wenn der FC Bayern so weiter macht, wird es jedenfalls eine langweilige Saison werden. Aber nach den Ereignissen der letzten Saison kann man an der Säbenerstraße mit Langeweile gut leben.

Samstag, 6. Oktober 2012

Harmlose Hoffenheimer und Betriebsunfall gegen BATE

Der Mann der Woche beim FC Bayern heißt ohne Zweifel Franck Ribery. Zunächst sein erstes Saisontor gegen BATE Borissow und anschließend sorgte er am Wochenende für den ungefährdeten Sieg gegen Hoffenheim. 

Mit seinen Bundesliga-Treffern 44 und 45 überholte König Franck sogar den Kaiser höchstpersönlich. Dessen Groll darüber wird sich aber in Grenzen halten, sorgte der Franzose doch dafür, dass das 1:3 unter der Woche erst einmal keine weiteren Wellen schlagen wird.

König Franck überholt den Kaiser

Gegen Hoffenheim präsentierten sich die unter der Woche kritisierten Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger mit starken Leistungen. Schweinsteiger (111) und Kroos (94) hatten die meisten Ballkontakte auf dem Feld und lenkten das Spiel im Mittelfeld, während sich Javi Martínez vor allem der Absicherung der beiden widmete.

Kroos hatte außerdem nach Ribery die meisten Torschüsse, bereitete zudem das 2-0 vor, als er selbst zunächst ein Luftloch fabrizierte, aber dann schnell schaltete und den Franzosen bediente. 

Kroos und Schweinsteiger dominieren harmlose Hoffenheimer

Martínez zeigte die eine oder andere Unsicherheit, gewann aber die meisten Zweikämpfe aller Akteure (19). Kurz vor Schluss verpasste er nur knapp das 3-0. Dass er sich danach am Pfosten abreagierte, zeigt wie sehr sich Martínez unter Druck setzt.

21 Punkte und alles wieder in Butter also? Aber gab es überhaupt Probleme? Ja, durchaus.

Die Presse stürzte sich nach dem 1:3 bei BATE ja mit Wonne auf den vermeintlichen Zwist zwischen Matthias Sammer und Jupp Heynckes. Dabei gab es eigentlich sehr viel mehr über das Spiel zu sprechen, denn da zeigte der FC Bayern so einige Schwächen.

BATE Borrisow nutzt die FCB-Schwächen eiskalt aus

Schwache Außenverteidiger. Schwache Chancenverwertung. Schlechtes Umschaltspiel in die Defensive und dazu ein Gegner, der taktisch hervorragend eingestellt und bissig genug war, um diese Schwächen eiskalt auszunutzen.

Die Niederlage war für mich nicht unglücklich, sondern folgerichtig.

Bis auf das Spiel gegen Fürth hat Bayern für mich bisher in keinem Auswärtsspiel wirklich überzeugt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Gegner kommt, der gut genug ist die Schwächen des FC Bayern auszunutzen.

Die Spieler nehmen die Champions League ernst - nicht erst jetzt

Diese Niederlage ist jedoch kein Weltuntergang. Und auch kein Hallo-Wach-Erlebnis. Auch wenn der FC Bayern teilweise schon ins Achtelfinale geschrieben wurde - zumal nach dem Auftaktsieg gegen Valencia - ist das immernoch die Champions League. Da muss man jeden Gegner ernst nehmen und ich denke das tut man beim FC Bayern.

Jetzt hoffe ich, dass sich unsere Verletzten (David Alaba, Mario Gomez, Arjen Robben) in der Länderspielpause erholen und wir anschließend da weitermachen, wo wir aufgehört haben.

Vor allem auf die Rückkehr von David Alaba freue ich mich persönlich sehr.

Die Länderspielpause kommt gerade recht für Alaba und Gomez

Holger Badstuber in Ehren, aber man sieht ihm derzeit an, dass er sich selbst nicht als Außenverteidiger sieht. Borissow ausgenommen macht er zwar nicht viele Fehler, aber ein Alaba setzt sicher deutlich mehr offensive Akzente undmacht damit Ribery vielleicht noch ein Stück besser.

Wer mir übrigens gegen Hoffenheim garnicht gefallen hat: Mario Mandzukic. Nicht nur, dass er Thomas Müller in Häflte eins ummähte. Der Kroate wirkte in den letzten Spielen wie ein Fremdkörper im Angriff und längst nicht mehr so lauffreudig wie zu Beginn der Saison.

Die genaue Rückkehr von Mario Gomez steht zwar noch in den Sternen, aber ich freue mich schon jetzt, wenn unser bester Torschütze der letzten Saison wieder eingreifen kann.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Rekorde interessieren mich nicht

Is' so.

An der Säbenerstraße sieht man das ähnlich.

Startrekord eingestellt. Torrekord aufgestellt. Bester Saisonstart aller Zeiten. Interessiert mich nicht. Vielleicht sogar der beste FC Bayern aller Zeiten. Aber wie misst man das überhaupt?

Rekorde sind für'n Arsch. Nichts wert. Vergänglich. Die Halbwertszeit von Rekorden in der heutigen Zeit ist in den meisten Sportarten auf wenige Monate zusammengeschrumpft. Rekorde für die Ewigkeit? Vielleicht in der Schreibe sensationslüsterner Journalisten.

Auch letzte Saison haben in der Hinrunde alle über Rekorde geschrieben. Gegentor-Rekord in Reichweite. Möglicherweise die beste Bayern-Hinrunde aller Zeiten. Beste Saison aller Zeiten vielleicht sogar. Was ist am Ende davon übriggeblieben? Richtig, nichts.

Rekorde sind vergänglich.

Es gibt nur wenige, über die heute noch gesprochen wird. Und auch das meist nur dann, wenn die Möglichkeit besteht, dass der Rekord gebrochen wird. Die Jagd nach Rekorden, ein schönes Medienthema.

Aber der FC Bayern jagt nicht Rekorde, der FC Bayern jagt Titel. Nicht Rekorde machen große Mannschaften unsterblich, sondern die Titel, die sie gewinnen.

Wen interessiert am Ende der Saison noch, wie der FC Bayern am 6. Spieltag in Bremen gespielt hat. Ob es ein schönes Spiel war. Ob es ein verdienter Sieg war. Richtig, niemanden.

Was zählt sind Siege. Was zählt sind Punkte. Was zählt sind Titel.

Dieses Jahr ist nicht die "Road to Munich" das Ziel. Und auch nicht die "Road to London". Es sind Titel.

Und Rekorde und Titel - das eint die beiden Dinge - erreicht man nur langsam und Schritt für Schritt.

In diesem Sinne. Auf nach Borissow.