Samstag, 29. September 2012

Nicht schön, aber gut. Die 18-Punkte-Bayern.

Es waren Details, die dem FC Bayern in der vergangenen Saison gefehlt haben, um die ganz großen Ziele zu erreichen. Es waren Kleinigkeiten, die in den vergangenen Spielen gegen Borussia Dortmund den Ausschlag zu Gunsten der Dortmunder gaben.  Und es sind Details, die in diesen Tagen und Wochen für den FC Bayern laufen und dafür sorgen, dass man mit 18 Punkten verlustpunktfrei an der Spitze der Liga steht.

Details wie die neu entdeckte Torriecher von Luiz Gustavo. Details wie der clever ausgespielte Konter vor dem 2-0. So gelang gegen Werder Bremen, trotz wenig ansprechender Leistung, letztlich ein souveräner 2-0 Erfolg und der neunte Erfolg im neunten Pflichtspiel der Saison.

Shaqiri und Mandzukic bringen Schwung

Die beiden eingewechselten Neuzugänge Xherdan Shaqiri und Mario Mandzukic hatten erneut großen Anteil am Erfolg, ebenso wie Luiz Gustavo, der offenbar an seinen offensiven Schwächen gearbeitet hat. 

Mit seinem Tor zum erlösenden 1-0 zeigte Gustavo, dass er es nicht nur mit Gewalt, sondern auch mit ganz viel Gefühl kann. Die Gegenwehr der Bremer hielt sich dabei in gütigen Grenzen.

Sammer unzufrieden

Man darf sich jedoch nicht täuschen lassen. Wie ich auch schon nach dem Sieg auf Schalke war nicht alles so gut, wie es das Ergebnis vermuten lässt.

Das Spiel plätscherte vor allem in der ersten Hälfte vor sich hin. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel zumindest ereignisreicher. Auch Matthias Sammer bemerkte im SKY-Interview nach dem Spiel zu Recht, dass es bis zum 1-0 "zu wenig" und teilweise "lätschert" war, was der FC Bayern ablieferte.

Kroos und Müller mit Durchhängern

Bremen machte es defensiv über weite Strecken sehr gut, blieb jedoch im Umkehrschluss vorne weitgehend harmlos. Bayern schaffte es aufgrund des fehlenden Tempos in den Angriffsaktionen lange Zeit nicht den Bremer Abwehrriegel zu durchbrechen. 

Vorallem Kroos und der unter der Woche erkrankte Müller schienen an diesem Tag nicht ganz auf der Höhe zu sein. Auch zwei gelbe Karten in der ersten Halbzeit - soviele wie bisher in der ganzen Saison insgesamt - sprechen dafür, dass in den Reihen der Bayern nicht alle hellwach waren.

40 Millionen für Martinez und Gustavos Zauber

Mit den Hereinnahmen von Shaqiri und Mandzukiv für Kroos und Claudio Pizarro änderte sich das jedoch. Das Spiel wurde schneller, beide Teams hatten Möglichkeiten in Führung zu gehen. Wie schon gegen Schalke waren es letztlich individuelle Geniestreiche, die den Ausschlag gaben.

Uli Hoeneß hatte ja jüngst im Interview mit 11Freunde bemerkt, dass 40 Millionen wohl etwas mehr Geld sind als Javi Martinez wert sei. Wenn man aber beobachtet, welchen Qualitätssprung Gustavo seit der Verpflichtung des Spaniers gemacht hat, dann scheint sie zumindest mir durchaus angemessen.





Sonntag, 23. September 2012

Auf dem Teppich bleiben! Bayern besiegt Schalke

Den Angriff von Eintracht Frankfurt abgewehrt, das erste „Spitzenspiel“ der Saison gewonnen, von allen Seiten regnet es Lob für die „sehr souveräne“ Leistung des FC Bayern. Bei genauerer Betrachtung  - und das ist übertrieben, denn eigentlich musste man nicht einmal sehr genau hinsehen – war es der bisher schwächste Auftritt der Bayern in dieser Saison.

Was im Nachhinein als Souveränität verkauft wird, war in Wirklichkeit die simple Addition zweier Geniestreiche von Toni Kroos und Thomas Müller und die Tatsache, dass der FC Schalke noch unkonzentrierter zu Werke ging als die Bayern und sich nach dem 0:2 kampflos in sein Schicksal ergab.

Schalke und Bayern hinten chaotisch, vorne harmlos

Speziell in der ersten Hälfte sahen die Zuschauer ein an Höhepunkten armes Spiel und das obwohl beide Teams in der Offensive teilweise erschreckend viel Platz, sogar im gegnerischen Strafraum, hatten.

Es war ein Spiel mit offenem Visier, das jedoch paradoxerweise dank der Harmlosigkeit der Sturmreihen kaum Highlights hervorbrachte. Die Topstürmer Klaas-Jan Huntelaar und Mario Mandzukic spielten beide unglücklich und konnten dem Spiel ihrer Mannschaften keine Akzente geben.

Kroos und Müller genial, Boateng, Lahm und Badstuber haarsträubend

Nach der Pause dann der Doppelschlag durch Müller und Kroos und die Messe war gelesen.  Vor allem im zentralen Mittelfeld dominierte der FCB spätestens nach der Führung beinahe nach Belieben. Das Dreieck Bastian Schweinsteiger, Luiz Gustavo und Kroos gehörte erneut zu den Besten auf Seiten des FC Bayern.

Trotzdem leistete sich die Defensive des FC Bayern teils haarsträubende Fehler. Der schlampige Pass von Philipp Lahm zu Jerome Boateng und dessen missglückter Absatztrick im Anschluss, sowie der beinahe zum Anschluss führende Ballverlust von Holger Badstuber kurz vor dem Abpfiff seien hier nur exemplarisch genannt.

Rotator Heynckes mag keine Wechsel?
 
Es zeigte sich in diesem Spiel auch wieder, dass Jupp Heynckes kein Freund von frühen Wechseln ist. Trotz schwacher Leistungen von Müller und Mandzukic und namhaften Alternativen wie Xherdan Shaqiri oder Claudio Pizarro wechselte Heynckes erneut sehr spät. Auch einen verletzungsanfälligen Spieler wie Arjen Robben hätte man früher auswechseln und dadurch vor eventuellen Frustfouls schützen können.

Letztlich ging alles gut und die ehrlichen Aussagen von Müller nach dem Spiel sind positiv und möglicherweise ein Zeichen für die neue Demut beim FC Bayern.





Montag, 3. September 2012

Die 18-Minuten-Krönung einer Sahnewoche

Das 6:1 gegen den VfB Stuttgart war die Krönung einer Woche, wie sie kaum besser hätte laufen können für den FC Bayern. Am Donnerstag die zufriedenstellend verlaufene Champions-League-Auslosung, am Freitag die Ankunft von Javier Martinez nach wochenlangem Tauziehen mit Athletic Bilbao und am Sonntag Abend die Verteidigung der Tabellenspitze in der Bundesliga. 

Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison liegt der FCB zwei Punkte vor dem BVB. Hinzu kommt das deutlich bessere Torverhältnis, sodass der Meisterbalkon praktisch gebucht werden kann.

Gnadenlos effektive Bayern

Spaß beiseite. Es wäre ein Fehler dieses Ergebnis zu hoch zu bewerten. Sechs Punkte nach zwei Spielen sind genau das, was der FC Bayern von sich selbst erwartet, ebenso ein Heimsieg gegen den VfB. Zugegeben, die Art und Weise war hocherfreulich.

Der FC Bayern war an diesem Spieltag vorallem eines: gnadenlos effektiv. Nach der Führung der Stuttgarter brauchte der FCB gerade einmal 18 Minuten, um dem VfB sechs Tore einzuschenken. 13 Mal schoss der FCB dabei nur auf das Tor der Stuttgarter.


Die beiden schönsten Tore waren dabei von einer Art, wie man sie in letzter Zeit nicht sehr häufig zu sehen bekam. Toni Kroos und Luiz Gustavo zeigten mit ihren Toren nach Distanzschüssen, was auch gegen kompakter stehende Teams in den nächsten Spielen ein Mittel sein kann. Neben Arjen Robben gibt es nämlich eine ganze Reihe von Spielern in den Reihen des FCB, die über eine hervorragende Schusstechnik verfügen.

Gustavo glänzt vor den Augen von Martinez

Luiz Gustavo zeigte vor dem Hintergrund des Martinez-Transfers überhaupt eine bärenstarke Leistung. In Abwesenheit des erkrankten Arjen Robben lieferte auch Thomas Müller mit seinen beiden Toren  Argumente für einen Platz in der Anfangsformation.

Wenn man etwas schlechtes an diesem Sieg finden will, dann die schläfrige Anfangsphase. Nur einer Weltklasse-Parade von Manuel Neuer gegen Martin Harnik war es zu verdanken, dass der VfB nicht bereits nach vier Minuten in Führung ging. Übrigens einer dieser Bälle, an die sich viele Leute nicht erinnern werden. In meinen Augen aber eine Chance, die auf der Welt nur ganz wenige Torhüter halten. Deshalb haben wir ihn.

Frustrierter Ibisevic "lellt" Boateng um

Bastian Schweinstieger und Mario Mandzukic habe ich persönlich, trotz ihrer Tore,  nicht so stark gesehen, wie es vereinzelt zu lesen war. Toni Kroos hatte dem Spiel, bis zu seinem Tor, ebenfalls kaum Impulse gegeben, auch wenn Marcel Reif bereits nach 15 Minuten erkannt haben wollte, dass sich Kroos auf der "10" "sichtbar" wohl fühle. Naja, Schwamm drüber. Jedenfalls war das, was er nach seinem Tor zeigte, überzeugend.

Als das Spiel nach der klaren Führung der Bayern vor sich hin plätscherte, schwächte sich Stuttgart dann auch noch selber. Vedad Ibisevic sah nach einer Tätlichkeit gegen Jerome Boateng zu Recht die rote Karte, auch wenn Fredi Bobic dazu eine andere Meinung hatte. Im ersten Moment war für mich nicht ersichtlich, warum Boateng Gelb bekommt. Nach mehrmaligem Betrachten finde ich es aber okay. Den Schritt auf Ibisevic zu kann man durchaus als Provokation werten, was jedoch bei weitem keine Legitimation für das ist, was dann folgte.

Das Erntedankfest ist keine Meisterfeier, oder so...

Auch Javi Martinez durfte an seinem Geburtstag noch Bundesliga-Luft schnuppern. Es macht wirklich Spass die Vorfreude im Gesicht von Martinez zu sehen und wie er sichtlich erleichtert ist, endlich beim FC Bayern zu sein. Nur zu gut nachvollziehbar nach allem was passiert ist.

Es scheint alles gut zu laufen bisher, aber trotzdem ein Wort der Warnung: Auch letzte Saison sind wir gut und Dortmund schlecht gestartet. Was am Ende dabei rauskam, wissen wir alle.