Dienstag, 23. April 2013

Mario Götze - Nuff' Said

Ich bin immer noch ein wenig sprachlos. Der FC Bayern hat den wohl vielversprechendsten deutschen Nachwuchsspieler verpflichtet. Mario Götze wechselt zur kommenden Saison vom Rivalen Borussia Dortmund nach München und hat bereits einen langfristigen Vertrag unterschrieben.

Die Nachricht kommt zu einem Zeitpunkt, der für den FC Bayern kaum günstiger, für den BVB jedoch schlechter kaum sein könnte. Jürgen Klopp zeigte sich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in der Tat wenig begeistert.

Zeitpunkt schlecht für den BVB, furchtbar für Götze

Für die Bayern dagegen liefert die geplatzte Transferbombe die angenehme Chance von der bedauerlichen Schlammschlacht um die Steuerprobleme von Präsident Uli Hoeneß abzulenken. Aber stecken wirklich die Bayern hinter der Meldung? Haben sie die Veröffentlichung sogar möglicherweise lanciert, um den BVB zu schwächen?

Ich glaube es nicht. Fan-Paranoia lässt grüßen.

Schließlich schadet Mario Götze der Zeitpunkt der Veröffentlichung wesentlich mehr als dem BVB. Auch Jürgen Klopp schloss aus, dass der FC Bayern hinter der Veröffentlichung der Meldung steckt.

Nutznießer Real Madrid, nicht FC Bayern

Viel mehr nützt Real Madrid der Rummel um den möglicherweise besten Spieler des Gegners. Man wird es wohl nie erfahren. Klopp und Watzke machten jedoch beide deutlich aus welcher Ecke sie die Störfeuer vermuten.

Die Reaktionen auf Facebook legen nahe, dass es für Götze möglicherweise kein leichter Gang wird. Zugegeben die Kommentierer repräsentieren eher den Bodensatz der BVB-Fans.

Klopps Appell an die Fans des BVB

Trotzdem sah sich Jürgen Klopp genötigt an die Fans zu appellieren. Er tat dies auf bemerkenswerte Weise. Er hob hervor, dass sich Götze absolut korrekt verhalten habe und zeigte auf, dass der Wechsel von Marco Reus zum BVB im Prinzip identisch ablief.

Auch interessant ist die Doppelmoral auf Seiten der BVB-Fans: Als vergangene Woche der Wechsel von Felipe Santana zum FC Schalke kolportiert wurde, war ein Großteil der Fans recht gnädig mit dem Verteidiger.

Doppelmoral bei Santana

Bei Götze ist ein Wechsel zu einem großen Rivalen dann auf einmal Hochverrat. Ich zitiere mich selbst: "Doppelmoral ich hör dir tapsen."

Man kann nur hoffen, dass die entsprechenden Personen Klopps Aufruf folgen und ihre Karte noch vor dem morgigen Spiel an den reflektierteren und loyaleren Teil der BVB-Fans abtreten.

Götze war Guardiolas Wunschspieler

Laut Klopps Aussagen war Götze der absolute Wunschspieler von Pep Guardiola. Damit sind auch sämtliche  - aus meiner Sicht wenig intelligente - Spekulationen um monetäre Grundlagen für den Wechsel aus Sicht Götzes erledigt.

Sky-Kommentator Uli Köhler traf den Nagel auf den Kopf: Ob ein Mario Götze in den nächsten 15 Jahren 80 oder 90 Millionen Euro verdient, macht für ihn keinen Unterschied.

Ebenso erledigt hat sich mit Klopps deutlichen Aussagen hoffentlich die leidige Diskussion um die Praxis der Bayern, Konkurrenten gerne "kaputt zu kaufen".

Bayern leistet sich ein 37-Millionen-Schnäppchen  

Für den FC Bayern macht der Transfer auch abseits von Guardiola absolut Sinn. Man verfolgt weiter konsequent den Plan, sich in der Breite und in der Spitze qualitativ zu verstärken. Götze passt dazu perfekt in das von Matthias Sammer formulierte Credo, verstärkt auf  junge deutsche Nationalspieler zu setzen.

Für eine feste Ablösesumme von 37 Millionen ist Götze zudem ein absolutes Schnäppchen. Sein Marktwert liegt bei über 40 Millionen Euro, jeder Topverein in Europa hat sich angeblich bereits um die Dienste des Rohdiamanten bemüht.

Wir spielen immer noch Fußball

Stammtischparolen-Brüller wird das freilich nicht von ihrer vorgefertigten Meinung abbringen. Ich bezweifele jedoch auch, dass sie bis hierhin gelesen haben.

Ach ja, Fußball gespielt wird diese Woche auch noch. Selten rückte ein Spiel gegen den FC Barcelona derartig in den Hintergrund.

Spätestens heute Abend um 20.45 zählt jedoch nur noch das Geschehen auf dem Platz. Und darauf freue ich mich mindestens so sehr wie auf Mario Götze.


Michael Stricz

2 Kommentare:

  1. Warum sollte das "Platzen der Bombe" zum jetzigen Zeitpunkt dem FC Bayern nutzen? So eine Nachricht bringt ja nicht nur beim BVB sondern auch beim FC Bayern Unruhe rein. Was vor so einem Spiel wie heute Abend auch nicht wirklich hilfreich ist.
    Die "Steuerprobleme" (netter Euphemismus übrigens) werden weiter thematisiert werden, so Themen passen ja durchaus nebeneinander (Und die BILD wählte das Thema Hoeneß heute als Top-Schlagzeile, die 3 Mal so groß war wie der Götze-Transfer)

    Abgesehen davon:
    Durchaus bemerkenswert, dass einige BVB Fans heute anscheinend vergessen haben, dass Dortmund einige seine Spieler auch nicht im Supermarkt eingekauft hat :D

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  2. Ja, da gebe ich dir Recht. Ich sehe es auch nur bedingt so, dass das Thema Bayern nützt. Ich wollte an der Stelle in erster Linie die Fan-Argumentation aufgreifen, um dann darauf hinzuweisen, dass es noch andere Seiten gibt, die von dieser Nachricht uneingeschränkt profitieren. Klopp und Watzke haben ja heute auch mehr als deutlich gemacht, wo sie den Ursprung der Meldung vermuten - und das war nicht der FC Bayern.

    Und zum Thema Fans: Du weißt ja, dass Langzeitgedächtnis nicht unbedingt eine Stärke dieser Spezies ist. ;-)

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