Mittwoch, 17. April 2013

Finale! Eine große Mannschaft mit kleinen Rädchen

War das wieder schön, was der FC Bayern gestern gegen den VfL Wolfsburg auf das Parkett gezaubert hat.

Zugegeben, die erste Halbzeit war mitunter etwas holprig, aber darüber sehe ich im Nachgang mit Blick auf das Ergebnis und auf die kommende Aufgabe in der Champions League gerne hinweg.

Letztlich endete das Spiel so, wie Spiele in letzter Zeit in der Allianz Arena enden: Mit einer Machtdemonstration des FC Bayern. 6:1 hieß es am Ende. Die Bayern stehen damit zum vierten Mal in den letzten sechs Jahren im Finale des DFB-Pokals.

Aber dieses Spiel hatte mehr zu bieten, als diesen "bloßen" Kantersieg: Es zeigte, welchen Unterschied es derzeit zwischen einem Verein, wie dem VfL Wolfsburg und den Bayern 2012/13 gibt: Nicht nur spielerisch greift beim Rekordmeister ein Rädchen ins andere.

Das Mannschaftsgefüge scheint derzeit so intakt zu sein, wie ich es in meiner Zeit als Bayernfan noch nie erlebt habe. Schon bei dem Sieg gegen Hamburg war dies zu erkennen und es setzte sich gegen Wolfsburg fort.

Es reicht ein Blick in die Gesichter dieser Mannschaft bei jedem Torjubel, um zu erkennen, dass dort etwas Großes heranwächst oder sogar schon gewachsen ist.

Auch dieses Spiel schrieb wieder einige Geschichten: Für die größte sorgte der Kleinste auf dem Platz: Xherdan Shaqiri. Die Freude, die die Dynamik, die Spielfreude und der unbändige Wille von Shaqiri verbreitet, ist einfach unbeschreiblich.

Ich gestehe, ich war skeptisch, ob ihm der Sprung von der Schweiz in die Fußball-Hauptstadt Deutschlands gelingen würde. Seit gestern sind diese Zweifel aber endgültig weggewischt.

Ein Tor und zwei Vorlagen standen am Ende auf dem Konto des Schweizers und dazu die Erkennntnis, dass wir einen Spieler haben, der an guten Tagen auch einen Ausfall von Frank Ribery kompensieren kann. Ein wichtiger Baustein für die Zukunft des Vereins.

Auch ein Javi Martinez zeigte im Privatduell mit Wolfsburgs Diego, wohl auch motiviert durch seine Erfahrungen des letztjährigen Europa-League-Finals, eine tadellose Leistung. Man sieht Martinez in jeder Sekunde an, dass er sich in München pudelwohl fühlt.

Arjen Robben befindet sich derzeit ebenfalls in Topform. Und wer weiß, vielleicht erlebt der 29-Jährige ja noch eine kleine persönliche Fußballrenaissance. Tor und Vorlage gegen Wolfsburg erledigte Robben gestern jedenfalls mit seinem ungeliebten rechten Fuß.

Die verrückteste Geschichte des Abends schrieb jedoch der Mann mit der Beton-Frisur: Mario Gomez kam rein, traf drei mal in sechs Minuten und verschwand anschließend wortlos aus dem Innenbereich des Stadions.

Gomez ist soetwas wie das Sinnbild für den Geist dieser Mannschaft. Wenn er gebraucht wird, ist er da und bringt seine Leistung. Er murrt nicht öffentlich, wenn er auf der Bank sitzt. Mandzukic bringt in dieser Saison starke Leistungen und das weiß Gomez. Er ordnet sich unter.

Das kann man einem Spieler wie Gomez nicht hoch genug anrechnen und ich kann nur hoffen, dass das im Verein registriert wird und man alles daran setzt Gomez über die Saison hinaus zu behalten.

Auch in seinen wenigen Einsatzminuten hat Gomez diese Saison bereits 13 Pflichtspieltore erzielt.

Das Publikum bewieß in dieser Situation ein tolles Gespür für den Innenzustand des eigenen Teams und skandierte "Super-Gomez! Super-Gomez!". Und wer Gomez kennt, der weiß, dass er solche Dinge nicht vergisst.


Michael Stricz



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