Montag, 13. Januar 2014

Ballon d’Or – Vom Triumph zur Qual

Heute Abend wird in Zürich der „FIFA Ballon d’Or“ an den Weltfußballer des Jahres 2013 verliehen. Der Award, der von Kapitänen, Trainern und Journalisten aus aller Welt vergeben wird, zeichnet seit 2010 den besten Spieler des Jahres aus. Bisher einziger Preisträger ist Barcelonas Lionel Messi. 

Auch in diesem Jahr befindet sich der Argentinier unter den drei letzten verbliebenen Kandidaten. Doch trotzdem ist in diesem Jahr etwas anders: 

Ich habe keine Lust auf den Ballon d’Or. 

Eine Wahl als Glaubenskrieg 

In den letzten Jahren entwickelte sich in der Fußballwelt ein echter Glaubenskrieg, der besonders im Umfeld der Weltfußballerwahl jährlich seinen Höhepunkt zu finden scheint. Die Frage lautet stets gleich: Messi oder Ronaldo?

Die sportlichen Argumente für beide sind offensichtlich und sehr ähnlich: Beide sind in ihren Teams die dominante Figur und beide haben seit Jahren eine unglaubliche Torquote. Auf der einen Seite Ronaldo, der für viele arrogant wirkende Modelathlet, auf der anderen Lionel Messi, der wendige aber medienscheue Dribbler. Zugehörigkeit zu einem der beiden „Lager“ lässt sich in den meisten Fällen auf simple Sympathie reduzieren. 

Komplizierte Lage 

In diesem Jahr ist jedoch alles etwas komplizierter. 

Das nahezu perfekte Jahr des FC Bayern katapultiert mit Franck Ribery einen Spieler in den Favoritenkreis, der in den letzten Jahren bei der Vergabe keine Rolle spielte. Doch nicht nur das: Im Gegensatz zu seinen beiden Konkurrenten ist Ribery kein Stürmer, er war möglicherweise nicht einmal die dominante Figur im Spiel des FC Bayern. 

„Und der soll Weltfußballer werden?“, fragen sich viele. Wieder wird mit religiösem Eifer in sozialen Netzwerken über die Eignung der Kandidaten gesprochen. Besonders zwischen den Anhängern von Ronaldo und Ribery entbrennen hitzige Diskussionen. Die Argumente sind mal stichhaltig, mal eloquent formuliert, häufig leider keines von beidem. 

Blatter und Hoeneß demontieren den Sieger

Hinzu kommen Spekulationen über eine mögliche Manipulation der Wahl, weil die FIFA die Wahlfrist aufgrund des geringen Rücklaufs an eingegangenen Stimmen im November nochmals verlängert. Pikanterweise nur wenige Wochen, nachdem FIFA-Präsident Sepp Blatter Ronaldo auf peinliche Art und Weise nachäffte und nur wenige Tage, nachdem eben dieser Ronaldo sein Land mit vier Toren in den Playoffs quasi im Alleingang zur WM schoss. 
Spätestens mit dieser Entscheidung hat die FIFA ihre eigene Auszeichnung konterkariert, zumindest in den Augen jener Fans, deren Favorit am Ende nicht gewinnen wird. Die Aussagen von Uli Hoeneß machen deutlich, dass die stark ausgeprägte Subjektivität nicht nur Fans innewohnt. 

Ich finde das unnötig. Ich finde das unreflektiert. Vor allem aber finde ich es tragisch – und zwar für den Spieler, der die Auszeichnung am Ende in den Händen halten wird. Es wird weiter Diskussionen geben, es wird Spekulationen geben und die wenigsten werden anerkennen, dass der Sieger die Auszeichnung verdient hat – egal wer es wird. 



Ps.: Wie bestellt:

1 Kommentar:

  1. Mehr als 95% aller Fußballfans können sich sowieso an weniger als 5% aller Spiele in 2013 erinnern.

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