Dienstag, 19. März 2013

London oder Leverkusen, Hauptsache Statistik

"Das Spiel gegen Arsenal London war von Seiten der Bayern besser, als das Spiel gegen Leverkusen." Diese Aussage brachte mir Unverständnis und beinahe Feindseligkeit vieler Mitmenschen und Fußballexperten ein. Deshalb habe ich mir die kleine Mühe gemacht und einen genaueren Blick auf einige relevante Statistiken aus den beiden Spielen geworfen. Auf dass die Scheuklappen der Ergebnisfetischisten gelüftet werden:





Was sehen wir hier? Bayern gegen Arsenal (23) mit mehr Torversuchen als gegen Leverkusen (15), dazu mehr als doppelt so vielen Schüssen auf das Tor gegen Leverkusen (5, Arsenal 2), dazu ein Pfostentreffer. Das Eckenverhältnis ist nahezu gleich und korrespondiert zudem genau mit der Anzahl der geblockten Schüsse.
Gegen Leverkusen hatte Bayern die etwas bessere Passquote (84%, Arsenal 81%). Wie die Aufschlüsselung der Quote nach Defensive und Offensive zeigt, rührt dieser Unterschied alleine aus der verbesserten Passquote der Defensivakteure her. Das kann jedoch, wie später nochmals beschrieben, vor allem damit zusammenhängen, dass Arsenal aufgrund des Rückstandes aus dem Hinspiel auch in der Hälfte der Bayern mehr Druck auf die Abwehrreihe ausübte und so die Abwehr zu tendenziell eher schwereren Abspielen „zwang“. Leverkusen übte dagegen praktisch keinen Druck auf die Abwehr der Bayern in Ballbesitz aus.






Was sehen wir hier? Gegen Leverkusen fast dreimal so viele  (13) Torversuche zugelassen wie gegen Arsenal (5), die Engländer dagegen mit einer Torquote von 100% bei Schüssen aufs Tor. Bei den Ecken sogar noch eklatanter: Während gegen Arsenal die einzige Ecke für die Engländer kurz vor Schluss zum 0:2 führte, ließ man gegen Leverkusen ganze 15 Eckbälle zu, einer davon führte zum Ausgleich. Ansonsten waren die Eckbälle durchweg schwach.
Dagegen hatte Arsenal mehr Ballbesitz (45%) als Leverkusen gegen die Münchener (42%). Diese geringere Dominanz der Bayern in Form von Ballbesitz gegen Arsenal lässt sich allerdings relativ einfach anhand des Spielverlaufs erklären: Während Arsenal praktisch in Folge des Hinspiels die gesamte Spielzeit hinten lag und somit zu mehr Initiative aufgefordert war, lag Leverkusen nur zwischen der 37. Und der 74. Minute (also gerade einmal 37 Minuten) hinten und war ansonsten mit dem Punkt sichtbar zufrieden.




(Quelle für die Grafik: www.whoscored.com)


Was sehen wir hier? Der graphische Verlauf der beiden Spiele zeigt deutlich, dass Arsenal wesentlich aggressiver zu Werke ging, als die Leverkusener. 6 gelbe Karten gegenüber nur 2 für Leverkusen sprechen eine deutliche Sprache. Dazu fällt auf, dass es nach der frühen Führung für die Engländer bis zur 53. Minute dauerte, ehe ein weiterer Torversuch für die Gunners notiert wurde. In dieser Zeit verbuchten die Bayern 11 Torversuche, fast so viele wie im gesamten Spiel gegen Leverkusen (15). Auch nach dem Treffer zum 2:0 kurz vor Schluss, stand für Arsenal in der restlichen Spielzeit kein Torabschluss zu Buche. Leverkusen war dem 2:1 dank zweier Torversuche deutlich näher als es die Bayern waren, bevor der Siegtreffer für den FC Bayern fiel.


Fazit: Der Großteil der statistischen Werte lassen bei Ausblendung des Ergebnisses durchaus den berechtigten Verdacht zu, dass der FC Bayern gegen Arsenal London, trotz der 0:2-Niederlage, das bessere Spiel gezeigt hat. Die Wahrnehmung beider Partien in der Öffentlichkeit ist jedoch bis auf wenige Ausnahmen anderer Ansicht und es zeigt sich wieder einmal, dass der alleinige Blick auf das Ergebnis nicht ausreicht, um die Leistung einer Mannschaft zu beurteilen.


Michael Stricz

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